So verändert das Coronavirus den Schweizer Detailhandel
Das Coronavirus bestimmt derzeit Wirtschaft, Medienberichte sowie den Alltag der Bevölkerung. Nielsen hat sich damit beschäftigt, welche Auswirkungen die weltweite Pandemie auf den Detailhandel Schweiz hat.
Nielsen Global Connect identifiziert sechs Phasen des Verbraucherverhaltens, die in direktem Zusammenhang mit Schlüsselereignissen rund um den Ausbruch des neuartigen Coronavirus (COVID-19) stehen. Die Phasen zeigen frühe Signale für das Kaufverhalten, insbesondere bei Produkten zur Bevorratung und Gesundheitsversorgung. Es zeichnet sich hier ein Muster ab, das sich in mehreren Ländern weltweit widerspiegelt.
Konkret lässt sich eine Korrelation von einerseits Coronavirus-Medienberichten und Massnahmen der Regierungen zur Eindämmung der Pandemie mit verändertem Einkaufsverhalten für zahlreiche Produktgruppen wie Hygiene- & Gesundheitsprodukte, Pflegeprodukte und haltbare Lebensmittel andererseits beobachten.
Die Phasen sind an Schlüsselereignisse im Verlauf der Pandemie im jeweiligen Land geknüpft. Die folgende Grafik zeigt eine Übersicht der sechs Phasen und was sie für den Lebensmittel- & Drogeriefachhandel bedeuten.
Die Auswirkungen auf den Schweizer Detailhandel
Auch für die Schweiz haben wir die Zusammenhänge dieser Phasen mit den Entwicklungen im Lebensmittel- und Drogeriefachhandel überprüft. Anhand untenstehender Grafik lässt sich ableiten, dass die Konsumenten hierzulande ähnlich wie in den anderen Ländern reagieren.
Noch bevor die ersten Fälle in der Schweiz am 25. Februar auftraten, begannen die Schweizer Verbraucher sich mit den für sie wichtigen Konsumgütern zu versorgen. Die zunächst erhöhten Wachstumsraten zu Anfang des Jahres erklären sich durch verschobene Feiertagseinkäufe. Die ersten Berichte über ein neuartiges Virus in der ersten Kalenderwoche dürften in der Schweiz keine oder nur wenig Auswirkungen gezeigt haben.
Nach einer Analyse der Auswirkungen der Pandemie auf den weltweiten Konsum (Pandemic Pantries), insbesondere in China, Italien und den USA, konnte eine Reaktion der Verbraucher auf die weitere Ausbreitung von COVID-10 festgestellt werden. Ein erhöhter Verkauf von Händedesinfektionsmittel war der erste Hinweis auf eine Verhaltensänderung. Darauf folgt eine Spirale vorsorglicher Einkäufe.
Bei der Betrachtung von Vorratsartikeln, die die Verbraucher in «Notfällen» (insbesondere Toilettenpapier, Mehl, Reis, Konserven etc.) häufig auffüllen, konnten in den ersten acht Wochen des Jahres keine grossen Auswirkungen festgestellt werden. Angesichts der steigenden Verbreitung ab Kalenderwoche 9 ist jedoch ein starker Anstieg eines lokal erhöhten Kaufverhaltens erkennbar.
Bei den Food Warengruppen zeichnet sich in den Kalenderwochen 6-9 vor allem bei lagerungsfähigen Lebensmitteln ein starkes Plus ab. Darunter fallen Mehl, Teigwaren, Reis sowie Kartoffelstock und Konserven. Aber auch Produkte wie Salz, Öl, Mineralwasser und Saucen, verzeichnen eine positive Entwicklung, allerdings weniger als die Grundnahrungsmittel.
Warengruppen wie Tiefkühlprodukte, Brotaufstrich gesüsst und Käse verzeichnen im Vergleich zu den genannten Kategorien eine geringere Wachstumsrate – diese werden von den Konsumenten offenbar eher als ergänzend denn als lebensnotwendig angesehen.
Ähnliche Entwicklungen sieht Nielsen im Bereich Near Food. In den Kalenderwochen 6-9 folgten entsprechend der Entwicklung die Bevorratungskäufe von wichtigen Gütern des täglichen Bedarfs. Desinfektionsmittel zeigt bereits seit Januar ein überproportionales Wachstum. Andere Artikel wie Toilettenpapier, Windeln, Batterien und Tiernahrung ziehen insbesondere in den letzten Wochen stark an
«COVID-19 entwickelte sich sehr schnell von einem Geschehen «weit weg in anderen Ländern», zu einer realen Bedrohung für die Schweiz. Indem wir vorhersehbaren Mustern folgen, die auf anderen Märkten zu beobachten sind, können wir uns besser auf die kommenden Wochen vorbereiten. Wir werden regelmässig über die Entwicklungen im Handel in dieser Ausnahmesituation berichten», so Sigrid Göttlich, Commercial Leader, Nielsen Connect Österreich und der Schweiz.