Publigroupe verkauft Publicitas
Publigroupe verkauft Publicitas an das deutsche Unternehmen Aurelius. Man will sich in Zukunft auf das digitale Geschäft konzentrieren und trennt sich vom klassischen Inserateverkauf.
Der Trend hin zu elektronischen Medien und weg von klassischen Printmedien wirkt sich auch auf den Werbemarkt aus. Die Waadtländer Werbefirma Publigroupe trennt sich von ihrem historischen Kerngeschäft, dem Geschäft mit Zeitungsanzeigen. Sie verkauft ihre Tochtergesellschaft Publicitas an die deutsche Beteiligungsfirma Aurelius. Mit dem Verkauf zieht die Publigroupe nach dem verlustreichen und ungewissen Kurs der letzten Jahre die Notbremse. Der Einbruch bei den Zeitungsanzeigen hatte in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder für hohe Verluste gesorgt. Allein im letzten Jahr schrieb die entsprechende Sparte Media Sales einen Betriebsverlust von 14,5 Millionen Franken. Dies zog auch das Gesamtergebnis ins Minus: Unter dem Strich verzeichnete die Publigroupe im vergangenen Jahr einen Verlust von 5,9 Millionen Franken. Die
Verkaufserlöse aus dem traditionellen Anzeigengeschäft waren in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen, 2013 um 10 Prozent. 2012 und 2011 war der Umsatz im bisherigen Kerngeschäft der Publigroupe um je 13 Prozent geschrumpft. Damit sank auch die Bedeutung des Anzeigengeschäfts für die Publigroupe. Dennoch ist der Anteil dieses Geschäftsbereichs am Gesamtumsatz nach wie vor substanziell.
Mit dem Verkauf der Publicitas verkleinert sich Publigroupe denn auch drastisch: 2013 schrieb das Unternehmen noch einen Nettoumsatz von 267 MillionenFranken. Für 2014 plant Publigroupe unter Ausschluss der Resultate von Publicitas noch einen Nettoumsatz von rund 150 Millionen Franken. Dafür soll die Profitabilität erhöht werden. Der operative Gewinn soll rund 20 Millionen Franken erreichen. 2013 lag dieser konzernweit nur knapp im positiven Bereich.
Ausrichtung auf digitalen Werbemarkt
Publigroupe-Chef Arndt Groth bezeichnete den Verkauf an einer Medienkonferenz am Mittwoch als «die konsequente Umsetzung unserer auf Geschäfte in den Bereichen digitaler Werbehandel und elektronische -abwicklung ausgerichteten Strategie». «Mit dem Verkauf haben wir diese Transformation zu einer digitalen Firma fast abgeschlossen», sagte Groth. Nach Abschluss des Verkaufs werde Publigroupe 80 Prozent ihres Umsatzes mit digitalen Produkten und Dienstleistungen erzielen. Publigroupe ist mit 50 beziehungsweise 47,5 Prozent an den Plattformen Local.ch und Zanox beteiligt. Und Konzernchef Groth sieht weiteres Wachstumspotential: «Publigroupe ist perfekt aufgestellt, um in Zukunft die Rolle im digitalen Werbemarkt weiter auszubauen», sagte er am Mittwoch. Der Trend zur Digitalisierung im Medienmarkt sei unumkehrbar, so Groth.
Publigroupe erhält «niedrigen zweistelligen Millionenbetrag»
Die Publigroupe verkauft ihre vor 124 Jahren gegründete Tochter Publicitas für einen «niedrigen zweistelligen Millionen-Franken-Betrag», sagte Hans-Peter Rohner, Verwaltungsratspräsident der Publigroupe. Die entsprechenden Verträge seien am (gestrigen) Dienstagabend unterzeichnet worden. Die Wettbewerbsbehörden und Aktionäre der Publigroupe müssen dem Verkauf aber noch zustimmen. «An der Generalversammlung brauchen wir eine Zweidrittelmehrheit», sagte Rohner. Kommt der Verkauf zustande, übernimmt Aurelius sämtliche 860 Mitarbeitenden von Publicitas. «Durch diese Transaktion verliert kein einziger Mitarbeiter seine Stelle», sagte Rohner. Auf die Frage, ob es nach dem Verkauf von Publicitas zu Entlassungen kommen könnte, konnte Donatus Albrecht von der künftigen Besitzerfirma Aurelius keine Antwort geben. «Wir sind noch nicht Eigentümer. Diese Fragen können wir heute noch nicht beantworten», sagte Albrecht gegenüber den Medien.
Publicitas auch weiterhin im Printbereich tätig
Klar ist aber, dass nicht nur die Publigroupe, sondern auch Publicitas einiges verändern muss, um wieder auf den Erfolgskurs zurückzukehren. Die neue Strategie wurde von Alain Bandle, der seit letztem Jahr Publicitas-Chef ist und dies auch unter den neuen Besitzern bleiben wird, bereits vorgezeichnet. «Wir werden weiterhin im Printbereich tätig sein», sagte Bandle gegenüber den Medien. «Da dieser Markt zurückgeht, müssen wir aber unser Portfolio anreichern.» Er verwies beispielsweise auf das Werbegeschäft für Fernsehen und Radio. «Als dritte Komponente müssen wir unsere Kostenbasis reduzieren», sagte Bandle. Bereits im vergangenen Sommer hatte der neue Publicitas-Chef angekündigt, dass er das Unternehmen mit einer vollen Automatisierung bei der Vermarktung von Werberaum auf die Erfolgsstrasse zurückführen will.
«Markante Kosteneinsparungen bei Publicitas»
Der Chef von Aurelius, Dirk Markus, sieht für Publicitas markante Kosteneinsparungen – im IT-Bereich aber auch insbesondere personell. Was das genau für die Zahl der Mitarbeiter bedeute, könne er derzeit noch nicht sagen. «Dafür ist es noch zu früh», sagte Markus an einer Telefonkonferenz am Mittwochnachmittag. Allerdings heisse Kosteneinsparung nicht zwingend Stellenabbau. Sehr viel Potential sehe er in den veralteten IT-Plattformen. So werde Aurelius signifikante Investitionen tätigen, um die verschiedenen heutigen Systeme zusammenzuführen. «Der Kunde soll alle Kanäle mit einem System durch automatisierte Online-Booking-Plattformen bedienen können und dadurch deutlich effizienter werden», sagte Markus, der Betriebswirtschaft unter anderem auch an der Universität St. Gallen studiert hat. Ein besonderes Augenmerk werde Aurelius auf den schnell wachsenden digitalen und mobilen Markt richten. In einigen Geschäften habe Publicitas eine gewisse «abweisende Haltung» eingenommen und sich streng auf den Printmarkt konzentriert.
Heute ist der digitale Bereich bei Publicitas sehr viel kleiner als Print. «Aber die digitale Werbevermarktung wächst und holt auf», sagte Markus. Am Print wird zwar festgehalten, denn er glaube nicht, dass Printprodukte aussterben werden. «Doch in Zukunft wird man Werbung im Print und Online lesen. Für uns sollte es keine Rolle spielen, wo wir künftig die Werbung platzieren» sagte Dirk Markus. Weiter habe es das Unternehmen versäumt, seine komplexe Organisations- und Fixkostenstruktur anzupassen. So bestehe etwa keine genaue Analyse über die Profitabilität etwa pro Verkaufsagent oder Regionalbüro. Auch wenn die Strategie noch nicht ausgereift scheint, ist klar, dass an der Schweiz festgehalten wird. «Der Heimmarkt wird immer die Schweiz bleiben», machte der promovierte Betriebsökonom deutlich. Zudem soll die Werbevermarkterin operativ bereits im laufenden Geschäftsjahr wieder schwarze Zahlen schreiben. (SDA)