Money 24 setzt auf alle Kanäle

Was Börsentief kann Schawinskis Optimismus für seinen Finanzsender nicht trüben

Was Börsentief kann Schawinskis Optimismus für seinen Finanzsender nicht trübenDas Börsentief kann Schawinskis Optimismus für seinen Finanzsender nicht trübenVon Daniel Schifferle
In nur sieben Monaten will Roger Schawinski seinen neuen Sender Money 24 aus dem Boden stampfen. Dass die beiden hauptsächlichen Zugpferde – Börse und Internet – längst nicht mehr so hoch im Kurs stehen wie noch vor einem halben Jahr, beunruhigt den Schweizer Meister im Lancieren neuer TV-Sender aber nicht.
Die Konzession zu erhalten, war für Money 24 eine vergleichsweise leichte Angelegenheit. Denn niemand war wirklich ernsthaft dagegen. Nicht einmal die SRG hatte Einwände. Der Hauptgrund: Keiner fürchtet sich davor, Money 24 könnte ihnen im Werbemarkt irgendetwas wegnehmen.
Müsste diese Sorglosigkeit der Konkurrenz dem neuen Finanzsender gegenüber nicht erst recht Anlass für Pessimismus sein, was seine Chancen betrifft? Belcom-Chef Roger Schawinski winkt ab. Er ortet den Grund für die liberale Haltung bei der SRG. Sie müsse sich jetzt, da die Revision des Radio- und Fernsehgesetzes (RTVG) in der heissen Phase stecke, politisch korrekt verhalten und «so tun, als wenn sie Musterknaben wären, damit sie beim RTVG ihre Version durchbringen. Das ist der wahre Grund, weshalb sie nichts gegen Money 24 hatten», sagt Schawinski.
Sicher ist, dass die Marktrealität für den neuen Sender kaum so freundlich sein wird wie das politische Umfeld. Die Börse schlingert seit Monaten im Tief. In diesem Umfeld bleiben die Neulinge, die gewöhnlich in den Boomzeiten in den Aktienkauf einsteigen, natürlich weg. Aber gerade diese Publikumsausweitung war es, auf die Money 24 bei seiner Ankündigung im vergangenen Sommer vor allem gesetzt hatte (WW 31/00). Doch die Börsenkrise beunruhigt Schawinski nicht. «Auf jedes Tief folgt das nächste Hoch, das ist eine Binsenweisheit», ist er überzeugt.
Money 24 will auf allen
Kanälen präsent sein
Auch die aktuelle Verunsicherung über die künftige Rolle des Internets beschäftigt den Belcom-Chef kaum. Das Internet sei mit völlig falschen Prämissen gestartet. «Zuerst hatte man ganz auf Bannerwerbung gesetzt und war überzeugt, dies sei der Weg. Dann kamen die Visionen mit dem
E-Commerce, und auch das klappt nicht», sagt er, «aber die interaktiven Möglichkeiten im Zusammenhang mit dem Wertpapierhandel haben Zukunft; da sind sich alle einig.»
Welche Übertragungswege in der Zukunft am meisten gefragt sein werden, ob Internet oder UMTS-Technik, das ist für Schawinski nicht entscheidend. «Wir bieten unser Programm sowohl im analogen als auch im digitalen TV und im Internet an. Ob und wie sich die Nutzung zwischen den verschiedenen Plattformen verschieben wird, beschäftigt uns deshalb nicht vordringlich, denn wir werden ja auf allen Kanälen vertreten sein.»
Er ist aber optimistisch, dass sich Internet und UMTS durchsetzen werden. «Die Banken investieren zurzeit Riesenbeträge für Internetplattformen. Bankgeschäfte sind in Zukunft gar nicht mehr ohne Internet denkbar», ist er überzeugt.
Aus demselben Grund ist er auch optimistisch bezüglich UMTS, das ja bis jetzt erst als Vision und Spekulation existiert. «Da werden in Europa jetzt Hunderte von Milliarden Franken investiert, da ist es doch logisch, dass etwas herausschauen wird», sagt Schawinski. Er ist sogar überzeugt, Money 24 werde gerade für neue Übertragungstechniken unverzichtbar sein. «Diese neuen Technologien brauchen für ihren Start Killer-Content. Und genau das werden wir mit Money 24 bieten können», sagt er.
Zu den Eckdaten des neuen Senders hat die Belcom-Gruppe bisher nichts Neues verlauten lassen (siehe Kasten). Er wolle zum jetzigen Zeitpunkt noch keine detaillierten Zahlen kommunizieren, weil im Moment gerade alles durchgerechnet werde. Nur so viel: Das Jahresbudget werde unwesentlich von den ursprünglich genannten 12 Millionen Franken abweichen.
Zu den Partnern aus dem Bankensektor, die Money 24 neben Cablecom und ihrer Internettochter Swissonline noch braucht, erklärt Schawinski, dass Vorverträge bereits da seien. «Das wird ein starkes Package geben», meint er.
Einen Kraftakt wartet auf die Redaktion von Money 24. Das Ziel sind 20 Journalistinnen und Journalisten. Aktuell beschäftigt die Sendung «Money» aber erst fünf Leute; 15 zusätzliche Mitarbeiter müssen noch rekrutiert werden. Im ausgetrockneten Arbeitsmarkt keine einfache Sache. Reichen die verbleibenden sieben Monate bis zum Start am 1. Oktober aus, um das Konzept umzusetzen? «Wir haben unsere Termine immer eingehalten», sagt Schawinski, relativiert aber: «Falls es trotzdem einen Monat später werden sollte, dann fällt die Welt auch nicht zusammen.»
Money 24 setzt aufs InternetMoney 24 will das Börsengeschehen rund um die Uhr begleiten, mit Hintergrundberichten, Liveschaltungen von nationalen und internationalen Handelsplätzen, Direktübertragungen von Medienkonferenzen sowie Interviews. Die Hauptsendungen starten jeweils um 6 Uhr mit Berichten aus den USA und Asien sowie einer nationalen und einer internationalen Tagesvorschau. Im Laufe des Tages wird das Programm kontinuierlich aktualisiert.
Chefredaktor und Projektleiter von Money 24 ist Martin Spieler, COO (Chief Operating Officer) der Belcom-Gruppe. Der neue Sender rechnet mit jährlichen Einnahmen von 10 bis 12 Millionen Franken. Die Gewinnschwelle soll im dritten Jahr erreicht werden.
Die Finanzierung erfolgt in erster Linie über Einnahmen aus dem geplanten Internet-finanzportal sowie aus Verträgen mit Internetprovidern. Strategische Partner von Money 24 im Internet sind die Cablecom und deren Internettochter Swissonline. Weitere strategische Partnerschaften mit Unternehmen aus dem Finanzbereich stehen laut Schawinski kurz vor dem Abschluss und sollen in den nächsten Wochen kommuniziert werden. Produziert wird Money 24 in den Studios von Tele 24 und TeleZüri.

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