«Mit Eternal Echo möchte ich Weisheiten von Menschen bewahren» – Mike Fuhrmann
In diesem Interview erfahren Sie, wie Eternal Echo Lebensgeschichten und Weisheiten von Menschen in Videoporträts festhält und damit eine neue Ära der Nachrufe einläutet. Gründer Mike Fuhrmann erzählt, wie persönliche Erfahrungen zu dieser Innovation inspirierten und wie Eternal Echo die Zukunft von Gedenkstätten verändern möchte.
Werbewoche.ch: Mike Fuhrmann, könnten Sie unseren Zuschauern in wenigen Sätzen erklären, worum es bei Eternal Echo geht und was Ihre Vision für dieses einzigartige Unternehmen ist?
Mike Fuhrmann: Das mache ich gerne. Bei Eternal Echo geht es vor allem darum, die Geschichten, die jeder von uns im Leben hat, und das, was wir im Leben gelernt haben, als Weisheit an andere weiterzugeben. Mein Anstoss für Eternal Echo kam, als ich bei Beerdigungen feststellte, dass unser Leben nach unserem Tod oft auf blosse Zahlen und Daten reduziert wird. Man mag vielleicht kurz erzählen, was die Person getan hat, aber das klingt eher wie das Vorlesen eines Lebenslaufs, anstatt die Essenz des Menschen einzufangen. Ich glaube, dass jeder Mensch auf einzigartige Weise ein wertvolles Erbe in Form von Weisheit und Essenz weitergeben kann, um andere zu inspirieren. Wie Sie bereits erwähnten, war meine persönliche Motivation teilweise durch meine Erfahrungen bei Beerdigungen geprägt.
Gibt es noch andere, persönlichere Erlebnisse, die Sie zur Gründung bewogen haben?
Tatsächlich gibt es eine persönliche Geschichte hinter Eternal Echo. Vor sechs Jahren verloren meine Grosseltern innerhalb einer Woche beide ihr Leben. Die Beerdigung war für mich sehr unpersönlich, weil der Priester hauptsächlich Stationen ihres Lebens aufzählte, ohne wirklich zu zeigen, wer sie im Kern waren.
Hat diese Erfahrung Sie zur Gründung von Eternal Echo inspiriert?
Ja, da ich eine Ausbildung als Filmproduzent und Drehbuchautor sowie als Coach habe, dachte ich, dass ich es besser machen könnte. Die Idee, Geschichten so lebendig zu gestalten, dass sie die wahre Essenz einer Person auch nach ihrem Tod weitergeben können, entstand daraus. Man kann daraus Weisheiten für zukünftige Generationen ziehen.
Gibt es bereits ähnliche Angebote, und wie unterscheidet sich Eternal Echo?
Ich habe so eine Kombination aus Coaching und Filmmaking in dieser Form noch nicht gesehen. In der Schweiz gibt es jedoch zwei grossartige Projekte, die in eine ähnliche Richtung gehen: My Last Goodbye ermöglicht es, Audio-Podcasts aufzunehmen, in denen man festhält, wie man beerdigt werden möchte. Dann gibt es noch das Projekt Hörschatz, bei dem kranke Menschen ihren Kindern Botschaften übermitteln, da sie nicht mehr lange leben werden, um ihre Kinder erwachsen zu sehen. Beides sind wunderbare Projekte.
Und wie unterscheidet sich Eternal Echo von diesen Projekten?
Eternal Echo zeichnet sich erstens durch visuelle Elemente aus. Wir verwenden nicht nur Audio, sondern auch Bilder. Zweitens legen wir grossen Wert auf die Coaching-Komponente neben dem Filmmaking. Ich glaube, dass die Gespräche, in denen man sein Wissen, seine Erfahrungen und auch seine Fehler mitteilt, oft nicht leicht sind, insbesondere mit den eigenen Kindern. Daher ist Coaching erforderlich, um das authentische Wesen einer Person in seiner ganzen Schönheit und Weisheit zu zeigen.
Sie haben Coaching angesprochen – können Sie uns mehr darüber erzählen, wie die Videografen die technische Umsetzung unterstützen?
Das Konzept der Zusammenarbeit ist recht einfach. Nach der Buchung eines Echo nimmt der Coach Kontakt mit der betreffenden Person auf und führt ein Vorgespräch. Dann folgt ein Fragebogen, um sich auf das Gespräch vorzubereiten, obwohl die tatsächlichen Fragen im Gespräch selbst natürlich variieren können. Anschliessend trifft man sich mit dem Filmteam, idealerweise beim Kunden zu Hause oder an einem anderen Ort, den der Kunde bevorzugt, um das Interview aufzunehmen. Es gibt auch Übungen, um sich auf die Aufnahme vor der Kamera vorzubereiten, da nicht jeder sich dabei sofort wohl fühlt. Die Familie oder der Kunde erhält das vollständige, ungeschnittene Video sowie eine geschnittene Version von drei bis fünf Minuten, die die Essenz dessen enthält, was die Person sagt und welche Weisheit auch für die Allgemeinheit interessant sein könnte.
Welche Produkte bietet Eternal Echo an?
Eternal Echo bietet vier verschiedene Echos zur Buchung an. Das Hauptprodukt ist das Afterlife Echo, das nach dem Ableben einer Person veröffentlicht wird. Zusätzlich gibt es das Classic Echo, eine tiefe Reflexion darüber, wer man ist, die jeder zu jeder Zeit im Leben machen kann, um wichtige Momente festzuhalten. Das Memorial Echo zeichnet sich dadurch aus, dass die Person nicht mehr am Leben ist. Hier führen wir Gespräche mit mindestens vier Angehörigen, um ein Videoportrait zu erstellen, das zeigt, wie die Person das Leben der Angehörigen positiv beeinflusst hat. Schliesslich gibt es das Sinne Echo, das eine umfassende, 90-minütige Lebensgeschichte in einem Spielfilm-Hochglanzformat darstellt und die Lebenslektionen hervorhebt.
Wir befinden uns hier in Horgen am Zürichsee, und im Hintergrund sehen wir ein Schiff, das Kurs auf Zürich nimmt. Wohin steuert Mike Fuhrmann?
Ich nehme Kurs auf eine Zukunft, in der jeder von den Generationen, die vor ihm da waren, lernen kann. Mit Eternal Echo möchte ich einfach sicherstellen, dass all diese Weisheiten von Menschen bewahrt werden. Ich stelle mir sogar vor, dass Friedhöfe, die heute oft mit Trauer in Verbindung gebracht werden, in Orte der Inspiration verwandelt werden können. Dank neuer Technologien könnte man von den Gräbern QR-Codes scannen und die Weisheit der Verstorbenen direkt erleben.
Mike Fuhrmann, die Idee mit den QR-Codes klingt sehr interessant. Gibt es auch Pläne für den Einsatz von künstlicher Intelligenz?
Ja, im Bereich KI gibt es derzeit viele Entwicklungen. QR-Codes haben während der Pandemie an Bedeutung gewonnen, aber das Konzept ist nicht darauf beschränkt. Die Kombination von QR-Codes und Grabsteinen ist nur ein Aspekt. Wir können auch NFTs verwenden, Beacon-Technologie einsetzen und viele digitale Möglichkeiten nutzen, um ein digitales Vermächtnis, wie es in einer Filmproduktion festgehalten wird, lebendig werden zu lassen. Die Analyse dieser 100.000 digitalen Vermächtnisse mit Hilfe von KI könnte auch in den Bereichen Gesellschafts- und Ahnenforschung spannende Erkenntnisse liefern.
Mike Fuhrmann, das klingt vielversprechend und zukunftsweisend. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer Pläne. Vielen Dank.
Mike Fuhrmann hat reiche Erfahrungen auf verschiedenen Gebieten gesammelt, davon über 20 Jahre im Bereich Marketing und Kommunikation, zuletzt als Chief Marketing Officer in leitenden Positionen bei Generali Schweiz oder Hocoma. Durch seine Ausbildung zum Coach und Hypnotherapeuten gelingt es ihm, im Gespräch mit Menschen die spannendsten Geschichten zu finden. Als preisgekrönter Drehbuchautor und Filmproduzent gibt er diesen ein Gefäss, das sie auf dauerhafte Weise bewahrt und sich eignet, Emotionen zu vermitteln.