Licht und Schatten über Le Temps
Die Westschweizer Tageszeitung Le Temps ist erfolgreich, aber teuer
Die Westschweizer Tageszeitung Le Temps ist erfolgreich, aber teuerVon Christophe Büchi Die Westschweizer Tageszeitung Le Temps kommt ihre Aktionäre teurer zu stehen als erwartet. Die vorzeitige Lancierung zweier Wochenendbeilagen ist dafür mitverantwortlich. Sie soll aber laut Chefredaktor Eric Hoesli neues Wachstum generieren.
Die Chefs von Le Temps, die im März 1998 aus der Fusion zwischen dem Nouveau Quotidien und dem Journal de Genève hervorgegangen war, machen zurzeit wieder einmal die altbekannte Erfahrung: Zeitungmachen ist fast immer teurer, als man denkt. Zwar gibt Le Temps selbst keine Zahlen bekannt, aber der neue Geschäftsbericht der Verlags-AG des Journal de Genève, die zusammen mit Edipresse je 47 Prozent des Aktienkapitals an Le Temps hält, wirft ein grelles Licht in das Zahlendunkel.
Die Alt-Aktionäre befinden sich in der Bredouille
Aus diesem Bericht geht hervor, dass Le Temps im Jahr 1999 rund vier Millionen Franken Verlust erwirtschaftet hat. Dies bringt die AG des Journal de Genève in eine heikle Lage. Der kumulierte Fehlbetrag (Verlust 1999 plus Verlust aus den Vorjahren) in der Bilanz der AG beläuft sich nämlich auf satte 7,1 Millionen Franken, bei einer Bilanzsumme von 12,98 Millionen Franken und Eigenmitteln von 6,86 Millionen.
Angesichts dieser Schieflage hat Verwaltungsratspräsident Gilbert Coutau ein energisches Sanierungsprogramm versprochen. Insbesondere will die AG darauf hinwirken, dass sich die Verluste bei Le Temps drastisch verringern. «Für 1999 ist die Situation noch akzeptabel, aber so darf es nicht weitergehen», erklärte Coutau vor seinen Aktionären.
Vier Millionen Verlust bei einem Umsatz von 44,9 Millionen – ist das in der Tat nicht etwas gar viel? Auf diese Gretchenfrage antwortete Le-Temps-Chefredaktor Eric Hoesli: «Tatsächlich ist das ein hoher Verlust. Aber die für uns wichtige Zahl ist der Betriebsverlust, und der liegt viel tiefer.» Die Bilanz werde aber zusätzlich von den Abschreibungen belastet, zu denen die Verlagsrechte gehörten, die den Hauptaktionären (AG des Journal de Genève und Edipresse) geschuldet würden.
Liegenschaftsanzeiger als Konkurrenz
Tatsächlich dürfte der Betriebsverlust 1999 «nur» etwa 1,5 Millionen Franken betragen. Etwa zwei Drittel davon gehen auf Rechnung der beiden Wochenendbeilagen, mit denen neulich die Samstagsausgabe aufgemöbelt wurde (die WerbeWoche berichtete darüber). Immerhin räumt Hoesli ein, dass auch die Inserateeinnahmen 1999 etwas unter dem von der Publicitas ausgearbeiteten Budget lägen. Vor allem die Liegenschaftsanzeigen erreichten nicht ganz das erhoffte Niveau, da die Genfer Immobilienverwalter ihren eigenen Werbeträger lanciert hätten. Im zweiten Halbjahr 1999 sei die Tendenz aber korrigiert worden, ergänzt Hoesli.
Der Chefredaktor betrachtet allerdings die vorgezogene Lancierung der Wochenendbeilagen nicht als Verlustquelle, sondern als Investition in die Zukunft. Dank ihnen seien die Zahlen am Samstag wesentlich verbessert worden. Damit hofft Le Temps auch Leserinnen und Leser für die anderen Wochentage zu gewinnen. Hoeslis legendärem Optimismus und «positive thinking» konnten jedenfalls die Verlustmeldungen fürs Jahr 1999 nichts anhaben.
Tatsächlich hat er angesichts der neusten Wemf-Zahlen allen Grund, zufrieden zu sein. Sie weisen für Le Temps 52432 verkaufte Exemplare aus, 1564 mehr als im Vorjahr. Dies ist der stärkste Zuwachs aller welschen Tageszeitungen. Le Temps hat sich damit auf der Liste der welschen «quotidiens» solide auf Platz 4 etabliert, hinter 24Heures, Tribune de Genève und Le Matin – aber weit vor den Regionalzeitungen Nouvelliste, La Liberté und L’Express.
Fusionsgegner grollen weiter und publizieren Weissbuch
Für die Väter von Le Temps ist das Baby also durchaus auf guten Wegen. In Genf freilich ist der Unwillen über die Wegfusion des Journal de Genève noch nicht ganz verflogen. So gab der frühere Professor der Jurisprudenz, Pierre Engel, der die Fusionsgegner anführt, vor einigen Tagen ein Pamphlet unter dem Titel «Le livre blanc d’un noir dessin» («Weissbuch über ein schwarzes Vorhaben») heraus.
Für Engel ist Le Temps nach wie vor des Teufels. Mit dem Journal de Genève sei die Republik Genf ihres traditionsreichen Sprachrohrs beraubt worden, schreibt er. Eine kleine Clique ambitiöser Technokraten habe der welschen Presse dauernden Schaden zugefügt. Allerdings scheinen die Fusionsgegner ihre Hoffnung, auf rechtlichem Weg gegen die «famiglia» der «Presse-Konzentrationäre» Erfolg zu haben, inzwischen aufgegeben zu haben.
Die Chefs von Le Temps, die im März 1998 aus der Fusion zwischen dem Nouveau Quotidien und dem Journal de Genève hervorgegangen war, machen zurzeit wieder einmal die altbekannte Erfahrung: Zeitungmachen ist fast immer teurer, als man denkt. Zwar gibt Le Temps selbst keine Zahlen bekannt, aber der neue Geschäftsbericht der Verlags-AG des Journal de Genève, die zusammen mit Edipresse je 47 Prozent des Aktienkapitals an Le Temps hält, wirft ein grelles Licht in das Zahlendunkel.
Die Alt-Aktionäre befinden sich in der Bredouille
Aus diesem Bericht geht hervor, dass Le Temps im Jahr 1999 rund vier Millionen Franken Verlust erwirtschaftet hat. Dies bringt die AG des Journal de Genève in eine heikle Lage. Der kumulierte Fehlbetrag (Verlust 1999 plus Verlust aus den Vorjahren) in der Bilanz der AG beläuft sich nämlich auf satte 7,1 Millionen Franken, bei einer Bilanzsumme von 12,98 Millionen Franken und Eigenmitteln von 6,86 Millionen.
Angesichts dieser Schieflage hat Verwaltungsratspräsident Gilbert Coutau ein energisches Sanierungsprogramm versprochen. Insbesondere will die AG darauf hinwirken, dass sich die Verluste bei Le Temps drastisch verringern. «Für 1999 ist die Situation noch akzeptabel, aber so darf es nicht weitergehen», erklärte Coutau vor seinen Aktionären.
Vier Millionen Verlust bei einem Umsatz von 44,9 Millionen – ist das in der Tat nicht etwas gar viel? Auf diese Gretchenfrage antwortete Le-Temps-Chefredaktor Eric Hoesli: «Tatsächlich ist das ein hoher Verlust. Aber die für uns wichtige Zahl ist der Betriebsverlust, und der liegt viel tiefer.» Die Bilanz werde aber zusätzlich von den Abschreibungen belastet, zu denen die Verlagsrechte gehörten, die den Hauptaktionären (AG des Journal de Genève und Edipresse) geschuldet würden.
Liegenschaftsanzeiger als Konkurrenz
Tatsächlich dürfte der Betriebsverlust 1999 «nur» etwa 1,5 Millionen Franken betragen. Etwa zwei Drittel davon gehen auf Rechnung der beiden Wochenendbeilagen, mit denen neulich die Samstagsausgabe aufgemöbelt wurde (die WerbeWoche berichtete darüber). Immerhin räumt Hoesli ein, dass auch die Inserateeinnahmen 1999 etwas unter dem von der Publicitas ausgearbeiteten Budget lägen. Vor allem die Liegenschaftsanzeigen erreichten nicht ganz das erhoffte Niveau, da die Genfer Immobilienverwalter ihren eigenen Werbeträger lanciert hätten. Im zweiten Halbjahr 1999 sei die Tendenz aber korrigiert worden, ergänzt Hoesli.
Der Chefredaktor betrachtet allerdings die vorgezogene Lancierung der Wochenendbeilagen nicht als Verlustquelle, sondern als Investition in die Zukunft. Dank ihnen seien die Zahlen am Samstag wesentlich verbessert worden. Damit hofft Le Temps auch Leserinnen und Leser für die anderen Wochentage zu gewinnen. Hoeslis legendärem Optimismus und «positive thinking» konnten jedenfalls die Verlustmeldungen fürs Jahr 1999 nichts anhaben.
Tatsächlich hat er angesichts der neusten Wemf-Zahlen allen Grund, zufrieden zu sein. Sie weisen für Le Temps 52432 verkaufte Exemplare aus, 1564 mehr als im Vorjahr. Dies ist der stärkste Zuwachs aller welschen Tageszeitungen. Le Temps hat sich damit auf der Liste der welschen «quotidiens» solide auf Platz 4 etabliert, hinter 24Heures, Tribune de Genève und Le Matin – aber weit vor den Regionalzeitungen Nouvelliste, La Liberté und L’Express.
Fusionsgegner grollen weiter und publizieren Weissbuch
Für die Väter von Le Temps ist das Baby also durchaus auf guten Wegen. In Genf freilich ist der Unwillen über die Wegfusion des Journal de Genève noch nicht ganz verflogen. So gab der frühere Professor der Jurisprudenz, Pierre Engel, der die Fusionsgegner anführt, vor einigen Tagen ein Pamphlet unter dem Titel «Le livre blanc d’un noir dessin» («Weissbuch über ein schwarzes Vorhaben») heraus.
Für Engel ist Le Temps nach wie vor des Teufels. Mit dem Journal de Genève sei die Republik Genf ihres traditionsreichen Sprachrohrs beraubt worden, schreibt er. Eine kleine Clique ambitiöser Technokraten habe der welschen Presse dauernden Schaden zugefügt. Allerdings scheinen die Fusionsgegner ihre Hoffnung, auf rechtlichem Weg gegen die «famiglia» der «Presse-Konzentrationäre» Erfolg zu haben, inzwischen aufgegeben zu haben.