Kopf der Woche: «Die politische Kommunikationdürfte humorvoller sein»

Jean-Blaise Defago ist seit dem 1. Juni Geschäftsleitungsmitglied bei Burson-Marsteller in Bern

Jean-Blaise Defago ist seit dem 1. Juni Geschäftsleitungsmitglied bei Burson-Marsteller in BernKopf der Woche: «Die politische Kommunikationdürfte humorvoller sein» /
Als Generalsekretär der SVP hatte Jean-Blaise Defago zunehmend Mühe mit der Politik dieser Partei. Und nach den jüngsten Diskussionen um die Inseratekampagne zur Abstimmung über die Militärgesetze ist er wohl auch froh, diesen Kommunikationsstil nicht mehr nach aussen vertreten zu müssen. Zudem verspürte er nach fünf Jahren politischer Tätigkeit Lust, etwas Neues anzupacken.
Das Angebot von Burson-Marsteller in Bern kam darum wie gerufen. Lic. phil. Jean-Blaise Defago faszinierte das Fach Medienwissenschaft, und so war es kein Wunder, dass er nach seinem Studium in Freiburg in den Informationsdienst der Bundeskanzlei trat. Nebenbei holte er sich am Sawi noch das Diplom zum eidg. dipl. PR-Berater.
Nun habe er endlich Gelegenheit, die theoretisch erworbenen PR-Kenntnisse praktisch anzuwenden, freut sich Defago. Das Agenturleben ist für ihn neu. Bei der Kommunikationsagentur Burson-Marsteller wird sich der 39-Jährige als Geschäftsleitungsmitglied vor allem um den Bereich Public Affairs/Corporate Communications für die Region Bern und Westschweiz kümmern. Gerade in der Region zwischen Biel und Neuenburg, aber auch im Kanton Waadt mit den zahlreich neu angesiedelten Unternehmen sieht er Handlungsbedarf.
Er wisse, dass er jetzt als Berater die Anliegen des Kunden in den Vordergrund zu stellen habe, meint er, angesprochen auf allfälliges Konfliktpotenzial im neuen Job. Leicht wird dies dem extravertierten und kommunikationsfreudigen Macher wahrscheinlich nicht immer fallen.
Als PR-Berater bei Burson-Marsteller kann sich Defago durchaus vorstellen, politische Mandate zu übernehmen. Diese würden in Zukunft sowieso an Bedeutung gewinnen, weiss Defago. Er glaubt auch, dass sich Werbung für politische Anliegen immer weniger von der kommerziellen Werbung unterscheide. Wer fundiert argumentieren wolle, erreiche das Publikum kaum noch.
SP und SVP waren in den letzten Jahren mit ihren Kampagnen wohl deshalb so erfolgreich, weil diese prägnant und plakativ daherkamen. Oberstes Credo für politisches Kommunizieren bleibt für Defago aber der Anspruch auf die Wahrheit und der Respekt vor dem Gegner. «Die politische Kommunikation dürfte aber etwas humorvoller sein», so Defago.
Seine eigene politische Karriere wird er für die nächsten Jahre zurückstellen und sich ganz seiner neuen Aufgabe widmen. Networking wird für ihn Priorität haben, und zwar nicht nur in Bern, sondern auch im Kanton Freiburg, wo er mit seiner Familie wohnt. Einen Faden zum Netzweben hat er bereits gesponnen:
Er wird Vorstandsmitglied des einflussreichen Eishockeyklubs Fribourg Gottéron. Anita Vaucher

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