Die neuen Jünger der alten Hasen

Das Jahresheft Sushi zeigt die besten Arbeiten des deutschen ADC-Nachwuchses

Das Jahresheft Sushi zeigt die besten Arbeiten des deutschen ADC-NachwuchsesVon Andreas PanzeriWer gehört zu den neuen Kreativstars von morgen? Bereits zum dritten Mal lud der Art Directors Club (ADC) in Deutschland zu seinem alljährlichen Nachwuchswettbewerb. 28 prämierte Diplomarbeiten und 17 aufgefallene Ideen aus der Praxis sind jetzt publiziert im Jahresheft Sushi 3.
Der Titel des Heftes ist irreführend. Unter einem Sushi versteht man ein inspirierend angerichtetes Häppchen, das aber keine Zukunft hat, weil es schon morgen stinkt und nicht mehr zu geniessen ist. Ganz anders verhält es sich mit den 28 prämierten Diplomarbeiten oder 17 ausgezeichneten Praxisarbeiten, die im Jahresheft Sushi 3 abgebildet sind.
Viel Zukunft lässt sich da erahnen bei dieser Dokumentation mit den besten Arbeiten des deutschen ADC-Nachwuchses. «Fangfrische Talente mit klasse Ideen», heisst es viel versprechend, aber wahr in einer Werbung zum Buch über die Werbung der Zukunft. Die neusten Ideen und Trends des Nachwuchses verblüffen mit einer frischen Denke ebenso wie mit stilistisch noch unverdorbenen Bildern.
«Kreative, die man auch gerne im Team hätte», umschreibt der Mainzer Verlag Hermann Schmidt die ausgewählten Talente. Veranstaltet wird der in Sushi dokumentierte Wettbewerb vom deutschen ADC. Mitmachen können Diplomanden und Berufsanfänger aus den Bereichen Werbung, Grafik-design, Fotografie, Film und neue Medien. Mit 28 Prozent mehr Teilnehmenden als noch vor einem Jahr freute sich der ADC über einen «Einsenderekord». 161 Diplomarbeiten und 112 Werke aus der Praxis stellten sich dem Urteil der Jury. Die Bewertungskriterien entsprechen denen des «grossen» ADC-Wettbewerbs. Auf Grund dieser harten Kriterien hat es in der Praxis kein Juniorfilm geschafft. Die 17 prämierten Printanzeigen sollen aber «hoch gelobt» durchgekommen sein, wie der Juryvorsitzende Delle Krause von Ogilvy & Mather schreibt.
Alte Hasen orakeln, wie die
Zukunft aussehen wird
Das Jahrbuch ist vom Stern mitfinanziert. Begründet wird dieses Engagement des Zeitschriftenverlags mit der Rechnung, dass ein durchschnittlicher Stern 220 Seiten habe, wovon 130 von der Redaktion gemacht und 90 von den Werbern. «Im Klartext: 40 Prozent unserer Hefte werden also von ADC-Mitgliedern gestaltet», schlüsselt Torsten Bardohn, Anzeigenleiter des Sterns, auf und folgert augenzwinkernd: «Damit diese 40 Prozent ebenso gut aussehen wie der Rest des Sterns, fördern wir den ADC-Nachwuchs.»
Das Jahrbuch Sushi umfasst 150 Seiten mit vielen grossformatigen Illustrationen. Die Bilddokumente werden ergänzt mit einem gesellschaftlichen Blick in die Zukunft, wie diese vom Szeneguru Matthias Horx gesehen wird. Der Trendforscher ortet einen Teil unseres künftigen Glücks in der Soziotechnik und damit in einem stark veränderten Verhältnis zur Arbeit. Wie diese sich in der Vergangenheit gestaltete, analysieren umgekehrt die alten Hasen Dietrich Zastrow und Michel Schirmer. Sie erzählen, wie ihre eigene kreative Karriere begonnen hat. Hintersinnig auf die Zukunft in der Gegenwart gerichtet ist ein Interview mit Kai Krause auf seiner Byteburg. Dorthin hat sich der Digitalguru zuückgezogen, nachdem er schon 1980 einen Music-Oscar für seine damals futuristischen Soundeffekte gewonnen hat und später mit Grafiksoftware reich geworden ist.
Sushi 3 mit der ISB-Nummer 3-87439-555-3 kostet 29.80 Franken.

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