Das Netz der Netze hat auch einige Risse

Eine Studie zeigt, dass die Websites weniger stark untereinander vernetzt sind als angenommen

Eine Studie zeigt, dass die Websites weniger stark untereinander vernetzt sind als angenommenLange galt die Meinung, dass zwei beliebige Websites im Internet höchstens 19 Mausklicks voneinander entfernt seien. Eine Studie von Compaq, IBM und AltaVista kommt zu einem ganz anderen Ergebnis. Die Untersuchung von 1,5 Milliarden Links zwischen 200 Millionen Websites zeigt, dass es nur in 25 Prozent der Fälle einen direkten Pfad zwischen zwei zufällig ausgewählten Websites gibt. 10 Prozent der Websites schlummern als isolierte Inseln im Datenmeer. 90 Prozent sind mit einer anderen verlinkt. Diese 186 Millionen der erfassten Websites sind allerdings sehr unterschiedlich vernetzt.Der Knoten – Strong Connected Component (SCC) – besteht aus rund 56 Millionen Webseiten, die stark untereinander verlinkt sind. Daneben gibt es einen In- sowie einen Out-Block von je 44 Millionen Webseiten. Diese Sites sind einseitig verlinkt und führen entweder ins Zentrum oder aus diesem heraus.
Eine weitere Kategorie von ebenfalls 44 Millionen Websites, die so genannten Tendrils (Fransen), sind nur indirekt vom SCC aus erreichbar.
Damit lässt sich das Internet mit der Gestalt einer ausgefransten Fliege vergleichen: im Zentrum der stark vernetzte Knoten (SCC), flankiert von den beiden In- und Out-Flügeln sowie umrandet von unzähligen Fransen.
Im Internet findet man unzählige Cyberleichen
Während es sich beim Zentrum zumeist um kommerzielle Webseiten handelt, werden die Sites aus dem Out-Block als Destinationssites bezeichnet. Dabei handelt es sich um Internetauftritte von Unternehmen, die den Verkehr vom Zentrum absaugen, diesen aber nicht mehr zurückführen.
Anders sieht es im Falle der Sites aus dem In-Block aus. Diese so genannten Originationsites stammen zu einem grossen Teil von Privatpersonen, die aufs Angebot im Zentrum verlinken,
ohne dort selber verlinkt zu sein. Bei den Tendrils schliesslich wird vermutet, dass es sich um Angebote von Special-Interest-Gruppen handelt, die nicht auf einen Austausch mit dem Zentrum angewiesen sind. Besonders unter diesen schwach vernetzten Websites dürften sich auch jede Menge Cyberleichen befinden, die längst nicht mehr aktualisiert werden.
Kommerzielle Sites müssen ins Zentrum oder in den Out-Block
Websites, die aus finanziellen Gründen auf viel Traffic angewiesen sind, sei dies als Werbeträger oder als Onlineshop, haben vor allem dann eine Überlebenschance, wenn sie sich im Zentrum oder im Out-Block befinden. Eine Zugehörigkeit zum Out-Block hat speziell für E-Shops den Vorteil, dass über Links viele Besucher aus dem Zentrum in den virtuellen Laden geführt werden und dort weniger verführt werden, die Website zu verlassen, bevor sie sich durch das angebotene Sortiment geklickt haben.
Die notwendige Vernetzung können Websitebetreiber durch Werbung auf gut besuchten Sites erreichen. Unternehmen, die sich keine breiten Kampagnen leisten können, haben aber auch andere Möglichkeiten, sich enger mit dem Zentrum zu vernetzen:
E-Shops können zum Beispiel Kooperationen mit gut besuchten Websites eingehen, beispielsweise mit Portalen oder Online-Zeitungen.
Eine weitere Möglichkeit ist der Eintrag in Shopping Malls oder Networkingplattformen. Solche Angebote schiessen in der Schweiz derzeit wie Pilze nach einer Regennacht aus dem Boden und richten sich vor allem an KMU. Nicht zu unterschätzen ist schliesslich auch der Eintrag in Suchmaschinen. Schliesslich ist die schönste Website für die Katz, wenn sie kein(e) Maus(klick) findet.
Thomas Brenzikofer

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