Bonuspunkte für fleissiges Klicken

Mit Bonus.net und Webmiles.de kommen zwei deutsche Internet-Kundenbindungsprogramme in die Schweiz

Mit Bonus.net und Webmiles.de kommen zwei deutsche Internet-Kundenbindungsprogramme in die SchweizVon Clemens Hörler Kundenbindung im Internet bleibt oft ein Schlagwort und wird nur ansatzweise praktiziert. Zwei junge deutsche Unternehmen möchten ab Sommer den Betreibern von Schweizer Websites die Beteiligung an firmenübergreifenden Programmen ermöglichen.
Silva, Mondo, Keyclub & Co. gibt es längst auch im Internet. In den USA machen gemäss einer Studie von Jupiter Communications (www.jup.com) bereits 75 Prozent der Web-User bei einem Kundenbindungprogramm mit. Auch hierzulande haben einzelne Firmen Aktivitäten in diesem Bereich gestartet. Grosse firmenübergreifende Programme wie in der realen Welt, sprich Mondo oder Silva, fehlen auf virtuellem Gebiet noch gänzlich. Das soll sich ändern.
Punkte gegen Daten, Preise gegen Traffic
Im Sommer 2000 startet das Internet-Werbeunternehmen ActiveAgent (www.activeagent.ch) in der Schweiz mit Bonus.net. Diese Site (www.bonus.net) ist in Deutschland seit letztem Oktober online. Das Kundenbindungsprogramm soll Betreibern von Websites ermöglichen, die Konsumgewohnheiten der Internauten zu erforschen und diese an sich zu binden.
Als Gegenleistung verschenken die teilnehmenden Unternehmen den registrierten Internetnutzern Bonuspunkte, wenn diese auf ihrer Website einkaufen, Werbebanner anklicken oder den Anbietern ihre Präferenzen mitteilen, damit diese auf ihre besonderen Angebote aufmerksam machen können.
Mit den gesammelten Punkten dürfen die Konsumenten aus einer Liste eine Belohnung aussuchen, wobei die Attraktivität der Preise mit dem Punktestand steigt: von Kinokarten über eine Webcam bis hin zu einem Ticket fürs Fussball-EM-Finale – je nach Mass des Interesses am Firmenauftritt haben die User die Qual der Wahl.
«Mit Bonus.net wollen wir Onlineunternehmen ein wirkungsvolles Direktmarketinginstrument bieten», erklärt Peter Strassmann, Geschäftsleiter von ActiveAgent Schweiz. «Die Unternehmen übernehmen die Kosten für die Preise und erhalten dafür Traffic und zahlende Kundschaft.» Die Verhandlungen zwischen Bonus.net und den Schweizer Anbietern sind derzeit noch im Gange. Zum Zielpublikum gehören laut Strassmann vor allem die grossen E-Commerce-Anbieter aus den Branchen Reisen, Finanz, Shopping, Telekom und IT.
Keine Vermarktung der
Kundenadressen
Gemäss Stefan Holz, CEO von Bonus.net Deutschland, kann man mit Bonus.net schon bei sieben Partnern Punkte sammeln, doch seien insgesamt dreissig Unternehmen bereits unter Vertrag. Der Datenschutz, so Holz, werde bei Bonus.net gross geschrieben: «Die Adressen werden auf keinen Fall vermarktet.»
Wichtigster deutscher Konkurrent von Bonus.net ist die Münchner webmiles AG, seit Juli 1999 online und inzwischen in mehreren europäischen Ländern vertreten. webmiles (www.webmiles.de) hat derzeit rund 25 Partnerweb-sites online; laut Katrin Teufelberger, Verantwortliche für die Schweiz und Österreich, sind weitere 25 in der technischen Anbindung. Im Sommer wird eine eigene Website für die Schweiz ins Netz gestellt (www.webmiles.ch). Je nach Entwicklung der Geschäfte in der Schweiz erwäge man auch eine eigene Schweizer Niederlassung, sagte Teufelberger. Bis dahin wird die Schweiz, genauso wie Österreich, von München aus betreut.
DM-Agenturen wollen Internet in ihre Arbeit integrieren
Auch bei den Schweizer Direktmarketingagenturen möchte man sich intensiver als bisher mit dem Thema Internet befassen. Der Schweizer Direktmarketing-Verband werde schon sehr bald die Themengruppe Internet/E-Commerce lancieren, kündigte Friedhelm Lammoth von Lammoth Mailkonzept in St. Gallen an.
Bereits auf der Homepage des Schweizer Direktmarketing-Verbandes (www.sdv-direktmarketing.ch) wird klar, dass die Branche die Bedeutung des Internets zumindest erkannt hat: «Internet und E-Commerce bereichern die Optionen für den Dialog mit Kunden und Interessenten. Technologie und Neue Medien sind nicht mehr aufzuhalten und bedeuten historische Herausforderungen, denen sich die Branche stellen muss.»
«Das Internet muss in unsere Arbeit integriert werden», fordert Christian Huldi von der RBC-Gruppe Meilen, wirft aber gleichzeitig die Frage auf, ob es noch zu früh sei für rein virtuelle Kundenbindungsprogramme.
Trotz Zweifel ist Huldi überzeugt, dass es immer mehr solche Programme geben wird. «Das wird dazu führen, dass die einzelnen Anbieter sich deutlicher voneinander abheben müssen.» Zu diesem Schluss kommt auch die erwähnte Jupiter-Studie: Kun-denbindungsprogramme müssen mehr bieten als Punkte; die Loyalität der Kunden soll mit speziellen Dienstleistungen belohnt werden, die auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten sind.
E-Commerce und KundenbindungDie Bedeutung von Bemühungen um die Kundenbindung unterstreicht auch die jüngste Studie des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Uni Bern zum Thema E-Commerce in der Schweiz. Sie ist unter http://ec.unibe.ch einsehbar.

Weitere Artikel zum Thema