Baut die Post ein neues Monopol?

Die Post, zwei Posttöchter und private Verteiler planen eine neue Firma für unadressierte Werbesendungen

Die Post, zwei Posttöchter und private Verteiler planen eine neue Firma für unadressierte WerbesendungenVon Markus KnöpfliDrei Grosse verteilen in der Schweiz unadressierte Werbung: Die Post, Swiss Mail sowie die Post-Töchter Direct Mail Company und Epsilon. Doch die drei Grossen könnten sich bald auf zwei reduzieren: die Post und eine neue Firma mit Post-Beteiligung.
Es ist nicht egal, ob man die Post, deren 50-Prozent-Tochter Direct Mail Company (DMC) oder Swiss Mail (SM), ein aus 16 Verteilorganisationen bestehender Verbund, mit dem Verteilen von unadressierter Werbung beauftragt. Denn ein WerbeWoche-Vergleich vor sechs Wochen (WW 39/00) hat gezeigt: Die Unterschiede in Qualität, Preis, Zeitbedarf und Druckauflage sind erheblich.
Vielleicht nicht mehr lang. Denn die Post, DMC, SM und Epsilon, eine 66-prozentige Post-Tochter in der Romandie, führen Kooperationsgespräche. Gemäss den der WerbeWoche vorliegenden Informationen steht folgendes Modell zur Diskussion: Neben der Post besteht künftig nur noch eine weitere gesamtschweizerische Vertriebsorganisation für unadressierte Werbung. Dies wird eine neu zu gründende Firma sein, an der neben Post, DMC und Epsilon auch die 16 SM-Partner und vielleicht noch weitere Interessenten beteiligt sind. Die neue Firma erhält quasi die Oberhoheit über das ganze Verteilnetz und erteilt Gebietslizenzen an beteiligte Vertragungsfirmen.
Pikant: Die Post will sich offenbar zu mindestens 45 Prozent an der neuen Firma beteiligen, teils direkt, teils über ihre Töchter Epsilon und DMC.
Noch ist das Ei nicht gelegt, das die Post ausbrüten will
Fest steht, dass die vier Partner der Wettbewerbskommission (Weko) bereits «einen Kooperationsvertrag in dieser Sache zur Prüfung vorgelegt haben», wie Weko-Direktor Rolf Dähler auf Anfrage sagt. Die Weko untersuche nun, ob das neue Modell «Anhaltspunkte für Wettbewerbsbeschränkungen» gebe.
Die Kooperationswilligen geben sich wortkarg. Bei DMC und Epsilon waren die Geschäftsführer nicht erreichbar. Und Post-Sprecher Hubert Staffelbach mag weder bestätigen noch dementieren: «Zu Ihren Fragen kann ich keine Stellungnahme abgeben.»
Dementi-Versuche gibt es jedoch seitens des SM-Präsidenten Peter Wüthrich. Der Geschäftsführer des Anzeigers Luzern spricht von «Indiskretionen, die nicht stimmen und nicht fundiert sind». «Kein Kommentar» heisst es auch bei diversen SM-Mitgliedern. Aber einige verweisen auf René Bill, Geschäftsführer des SM-Mitglieds AWZ Bern, der allein «zu dieser Sache» Auskunft gebe. Auch Bill relativiert. DMC, Epsilon und SM würden seit drei Jahren Gebiete mit geringer Streudichte aus Kostengründen untereinander aufteilen. Auch in diesem Herbst habe es wieder solche «Gebietsbereinigungen» gegeben. «Alles andere ist einfach Spekulation», sagt Bill. Dass Verhandlungen über weitere Kooperationen im Gang sind, gibt er dann zwar zu, ebenso die Tatsache, dass bei der Weko ein Kooperationsvertrag zur Prüfung vorliegt. «Aber wir verhandeln in verschiedene Richtungen, es ist noch nichts Fertiges auf dem Tisch», sagt er.
Die Kooperationswünsche haben ihren Grund: In den letzten Jahren wurden netto um die drei Milliarden Franken für Direktwerbung ausgegeben, wenig für drei grosse und zahlreiche lokale Firmen. Der vielerorts sehr hohe Stoppkleberanteil erschwert die Situation, auch sind Verträger derzeit rar. Vor allem aber treiben Benzinpreise und LSVA die Kosten in die Höhe. Verschiedene SM-Mitglieder sind deshalb in Bedrängnis, und auch DMC arbeitet mancherorts mit Verlusten.

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