Kreativranking 2023: Ruf Lanz setzt sich die Krone auf
Die Zürcher Boutique-Agentur Ruf Lanz gewinnt das traditionelle Kreativranking. 2005 waren sie schon einmal auf Platz 1, danach für fast 20 Jahre in den Top 5. Nun will sich die Agentur aus dem Awardrummel zurückziehen.
Seit ich das Kreativranking betreue und schreibe, befand sich Ruf Lanz immer zwischen Platz 3 und Platz 2 – also immer zuverlässig brilliant. Doch dieses Jahr setzt sich die Boutique-Agentur mit ihren acht Mitarbeitenden die Krone auf. Platz 1.
Nicht zum ersten Mal ist die Agentur an der Spitze, so schon geschehen im Jahr 2005. Mit 36 Punkten Abstand zu Wirz hat es sich Ruf Lanz mit 399 Punkten nach so vielen Jahren nun wieder auf dem Kreathron bequem gemacht. Mit ausgezeichneten Arbeiten für langjährige Kunden und neuen Auftraggebern wie Museum Haus Konstruktiv, Vegipionier Hiltl, VBZ, Welti-Furrer Fine Art Transport, Arud Zentrum für Suchtmedizin und die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) konnte Ruf Lanz national wie auch international abräumen. Markus Ruf ist seinem «eingeschworenen Team», aber auch den Kund:innen sehr dankbar und zeigt sich sichtlich berührt. So viel Herzblut stecke in den Arbeiten, und dies brauche es auch, um Ideen so überraschend in Botschaften zu verpacken, dass das Publikum diese wirklich sehen möchte und goutiere.
Schluss mit dem Rummel
Schon im Dezember, bevor m&k Werbewoche.ch den diesjährigen Kreativranking-Prozess startete, beschloss die Agentur, sich ab 2024 aus dem Awardrummel zu verabschieden. «Unser Awardhunger ist gestillt», fasst es Markus Ruf zusammen. Auf internationalem Parkett werde man weiterhin die eine oder andere Lanz(e) brechen, durch ausgewählte Arbeiten wie «Lürzers Archive Best Advertising Worldwide». Dass Ruf Lanz sich nun aber mit einer Erstplatzierung verabschiedet, sei natürlich der perfekte Abgang.
Wirz belegt Platz 2
Wirz belegt im Krearanking mit 363 Punkten Platz 2. An der Uetlibergstrasse 134b herrscht Freude über den Podestplatz. 2021 war die Agentur auf Platz 4, dann vergass man im Jahr 2022 aus nicht weiter definierten Gründen die Eingabe, und im Jahr 2023 steht die Agentur also auf dem Podest. Es sei Ansporn und Bestätigung zugleich, sagt Caspar Heuss, Executive Creative Director und Senior Partner bei Wirz. «So werden wir auch künftig unsere ganze kreative Energie dafür einsetzen, unsere Kunden erfolgreich zu machen. Vor allem am Markt, auf Wunsch aber gerne auch bei Award-Shows.» Die Kunden von Wirz wüssten, führt Heuss aus, dass Wirz keine Ideen kreiere, um damit Preise zu gewinnen. «Sie wissen, dass unsere Ideen Probleme lösen und Ziele erreichen. Das sorgt für Vertrauen. Das führt zu Mut. Und das dann letztendlich zu Preisen.»
Für das laufende Jahr wünscht sich Wirz, dass Award-Shows und Kreativrankings endlich den Stellenwert bekommen, der ihnen zusteht: nämlich keinen besonders grossen. 2024 erkenne man eine gute Agentur nicht mehr daran, ob sie viele Preise gewinnt, sondern daran, dass sie für Wachstum bei ihren Kunden sorge, so Heuss. «Wenn sie dabei noch ein paar Preise gewinnt: umso schöner.»
Team Farner auf Rang 3
Team Farner ist hochzufrieden mit Rang 3 und den 262 gewonnenen Punkten. Man habe sich doch seit 2020 kontinuierlich Richtung Spitze gearbeitet. An landesweit sieben Standorten realisiert Team Farner Projekte für Marken, Unternehmen und Politik – und das mit 300 Expert:innen in sämtlichen Kommunikationsdisziplinen. Mit dem Zukauf von Agenturen wie Rod, Blue Glass, Yoveo, Jim&Jim, Affective Advisory und Semsea hat sich Team Farner in den letzten Jahren stets neue Expertise ins Boot geholt.
Philipp Skrabal, Partner & Chief Creative Officer bei Team Farner, fasst die Entwicklung so zusammen: «Was wir mit dem Aufbau von Team Farner vor rund zwölf Jahren begonnen haben, hat sich zum Schweizer Erfolgsmodell entwickelt. Dieses Modell bauen wir nun seit zwei Jahren auch in Europa auf. Der internationale Austausch wirkt sehr inspirierend.» Nach dem USP von Team Farner gefragt, holt Skrabal etwas aus. «Hier arbeitest du ganz selbstverständlich mit Expert:innen aus allen Bereichen der Kommunikation zusammen. Da kann es schnell passieren, dass du als Kreative:r auch mit Public Affairs-, Corp.-Com- oder Behavioural-Science-Menschen an einer Idee brütest. Diese interdisziplinäre Nähe schafft Neues und die Kommunikation unserer Kunden wird stringenter und effektiver.
Wenn er an Kundengespräche im vergangenen Jahr zurückdenke, sei das Thema Kreativität wieder stärker in den Mittelpunkt gerückt, sagt Skrabal. Als Begründung nennt er die zu Ende gehende «Cookie-Stalking-Ära». Mit relevanten Inhalten und Kreativität erreiche man eben immer noch die höchste Aufmerksamkeit, ist sich der Kreative sicher. Für das Jahr 2024 hat er keine speziellen Vorsätze gefasst, für ihn bleibt zentral, mit Freude und Ehrgeiz aussergewöhnliche Kommunikationslösungen zu schaffen. Diese Begeisterung möchte er anderen weitergeben.
Thjnk rutscht von Rang 1 auf 4
Letztes Jahr noch war Thjnk die klare Gewinnerin im Krearanking. Der diesjährige Rang 4 mit den einhergehenden 195 Punkten entspräche natürlich nicht den Ansprüchen der Agentur, sagt Alexander Jaggy, Co-Founder und Chief Creative Officer von Thjnk. Aber angesichts des turbulenten Jahres sei es nachvollziehbar und käme nicht überraschend. Er erklärt auch gleich, welche Turbulenzen er meint: «2023 war für unsere Agentur ein prägendes Jahr mit dem Niedergang der Credit Suisse im Frühling und mit dem Gewinn des Swiss-Mandats im Herbst. Solche massiven Turnarounds gelingen nur ganz selten im selben Geschäftsjahr. Trotz dieses unternehmerischen Kraftakts sind uns ein paar schöne kreative Highlights für Ochsner Sport, Denner und Migros gelungen. Das macht uns unglaublich stolz.
Quereinsteiger Stories
Der Filmproduktion Stories ist mit Rang 5 und 177 Punkten eine Überrachung gelungen. Tobi Fueter, Co-Founder und Director von Stories, hat dann auch gemischte Gefühle: «Es ist schon irgendwie so, als wenn wir geschummelt hätten: Denn erstens gebührt dieser Platz ja eigentlich einer Agentur und nicht einer Filmproduktion, und zweitens haben wir den Platz einzig und allein unserem Überflieger NZZ zu verdanken. Wir hatten das Glück, dass die NZZ ausschliesslich einen Online-Bewegtbild-Film wollte und wir somit von Beginn weg im Kreativprozess dabei sein durften. Dieser Schritt war vonseiten NZZ unkonventionell und mutig. Wir sahen ebendiese besondere Herausforderung als grosse Chance. Wir freuen uns natürlich über die grosse Ehre, im Ranking bei den Top 5 dabeizusein, aber noch mehr Freude macht uns einfach wie immer der gelungene Film. «Wenn die Debatte verstummt» von Stories für die «Neue Zürcher Zeitung» gewann im Jahr 2023 national und international Preise. Auf das laufende Jahr angesprochen und darauf, wie man das noch toppen könne, sagt Fueter: «Unser Wunsch ist mit einem Projekt in ähnlicher Form für dieses Jahr schon in Erfüllung gegangen.» Wir gratulieren und freuen uns schon auf das Krearanking 2024.
Die Ränge 6 bis 10
Auch die Ränge 6 bis 10 sind hochkarätig besetzt. Rang 6 geht an TBWA mit 141 Punkten. CCO Manuel Wenzel fasst es so zusammen: «2023 war gut, auch wenn wir einen Platz abgerutscht sind. Wir versuchen, uns jedes Jahr weiterzuentwickeln und mit unseren Kunden neue, mutigere und vor allem viele verschiedene Wege zu gehen. Das ist uns aus unserer Sicht auch gelungen. Wir konnten in Kategorien wie Product Design, Brand Experience und Social genauso punkten wie in vielleicht etwas klassischeren Werbeagenturkategorien. 2024 wünschen wir uns natürlich, dass wir wieder näher Richtung Spitze klettern. Aber uns freut, wie unsere Platzierung, genau wie in den Vorjahren, zustande gekommen ist, nämlich mit sehr vielen, sehr verschiedenen und wirkungsvollen Arbeiten für unsere grossen Kunden.»
Rang 7 geht an die Agentur Freundliche Grüsse. Mit 130 Punkten sind sie TBWA nur mit 11 Punkten unterlegen. Samuel Textor, Founder/Creative Director, fasst das Ergebnis zusammen. «Von Platz 10 auf Platz 7: Damit sind wir zufrieden – ein schönes Geschenk zum 10-Jahre-Jubiläum. Wenn man die Agenturgrösse, wir sind 15 Leute, im Vergleich zur Punktezahl betrachtet, sehen wir uns sogar noch viel weiter vorne. Rang 7 zeigt aber auch: Es gibt noch Luft gegen oben – das ist auch weiterhin Ansporn.» Das Jahr 2023 sei in vieler Hinsicht herausfordernd gewesen. Einerseits hätten die Welt- und Wirtschaftslage dazu beigetragen, dass Kund:innen verständlicherweise keine Risiken hätten eingehen wollen. Andererseits habe die Agentur gemerkt, dass die Schwerpunktthemen Nachhaltigkeit und Gesellschaft in der Kommunikation gerade stark gefragt seien. Daraus hätten sich vielfältige Möglichkeiten für kreative Lösungen geboten, die Freundliche Grüsse gut genutzt habe.
Mit 98 Punkten landet Foundry auf Rang 8. Sacha Moser, Founder und Creative Partner, macht seiner Freude Luft: «Wir freuen uns wie Bolle und nehmen dies als Ansporn. Die Symbolik der ‹8› als Zeichen für Unendlichkeit verstärkt unsere Aspiration, regelmässig im Ranking präsent zu sein und ein wiederkehrender Platzierter unter den Top 10 zu werden. Als Newcomer ziehen wir den Hut vor all den legendären Namen, die bereits seit Jahren regelmässig an der Tabellenspitze stehen. 2023 hatte seine Herausforderungen, doch welches Jahr hat das nicht? In unserer Branche stehen wir immer an vorderster Front von Veränderung und Innovation. Denn Probleme, gepaart mit Optimismus, sind die Eltern der Kreativität. Agilität, Kreativität und Offenheit für Neues ist, was uns täglich um- und antreibt. Wir stehen jeden Tag am Anfang und dabei ist unser Ziel, die innovativsten und besten Kreativlösung zu liefern.
Auf Rang 9 rangiert das Unternehmen ON mit 66 Punkten. Bis Redaktionsschluss war von On kein Statement zu bekommen. Platz 10 schliesslich schnappt sich mit 60 Punkten die Zürcher Agentur Wundermann Thompson. Swen Morath, Co-CEO und Chief Creative Officer, sagt: «Wir waren (freudig) überrascht zu sehen, dass es am Ende gerade noch in die Top 10 des Kreativrankings gereicht hat. Gratulation an alle Top-10-Agenturen für die kreativen Leistungen und ganz speziell an die neue Nummer 1 Ruf Lanz. Sich seit 2001 kontinuierlich zu den kreativsten Agenturen der Schweiz zählen zu können, ist einmalig und dem gebührt allergrösster Respekt!»