500 in un colpo solo
Kino Mediavision zieht sich aus der Schweiz zurück. Die Cinecom vermarktet wieder alle 500 Kinosäle allein.
Kino Mediavision zieht sich aus der Schweiz zurück. Die Cinecom vermarktet wieder alle 500 Kinosäle allein.Die Peter Gmür Beteiligungen AG hat per 1. Januar 2004 die Schweizer Vertretung der französischen Kinovermarkterin Mediavision et Jean Mineur SA (MV) übernommen. Sie soll mit dem Medienvermarkter Cinecom zusammengelegt werden, an dem Peter Gmür die Mehrheit hält. Die bisherige Vermarktungsorganisation von Mediavision, die Mediapresse-Pub SA mit Sitz in Lausanne, vermarktet künftig als selbstständige Agentin der Cinecom das erweiterte Portfolio des Zürcher Mutterhauses in der Romandie.Diese Transaktion kommt einem vollständigen Rückzug von MV aus der Schweiz gleich. So wird eine Marktsituation wiederhergestellt, wie sie schon zwischen 1995 und 1999 bestand: Auch damals war die Cinecom im Bereich Kinowerbung einzige Schweizer Anbieterin. 1999 hatte MV diesem Monopol ein vorläufiges Ende bereitet, indem sie das erste Schweizer Multiplexkino Balexert bei Genf (13 Säle, 2700 Plätze) in Pacht nahm. In den folgenden Jahren gelang es MV, insgesamt etwa 100 Kinosäle – ausschliesslich in der Westschweiz – unter Vertrag zu nehmen. In der Romandie erreichte sie 2003 so einen Marktanteil von 55Prozent, gesamtschweizerisch kam sie aber nicht über 14 Prozent hinaus.
Schon 2002 stiess MV an ihre Grenzen. Es kamen zwar noch einige Kinopachten hinzu; in der Deutschschweiz gelang es ihr aber nicht, Kinos für sich zu gewinnen, obwohl mehrere neue Multiplex eröffnet wurden. 2003 konnte MV keinen einzigen neuen Pachtvertrag mehr abschliessen.
Digitalisierung war TodesstossDiese Stagnation und die Wirtschaftslage dürften der Grund dafür sein, weshalb MV nun ihr Schweizer Segel streicht. Dass die Cinecom in den letzten Monaten die Digitalisierung ihrer Kinos vorantrieb (WW 1/04), könnte ein weiterer sein. Denn MV hätte mit hohen Investitionen nachziehen müssen, um die Gunst von Werbeauftraggebern und Kinobesitzern nicht zu verlieren. Aus der MV-Zentrale in Paris war dazu bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme erhältlich.
Matthias Luchsinger, Geschäftsführer und Mitinhaber der Cinecom, vermutet, dass das Digitalisierungsprojekt der Tropfen war, der das ohnehin mit Verlusten gefüllte Schweizer Fass der MV endgültig zum Überlaufen gebracht hat. «Auch ohne Digitalisierung hatte MV in der Schweiz ein Millionendefizit. Dieses haben wir jetzt übernommen.» Olivier Bloch, Direktor des von MV beauftragten Werbeverkäufers Mediapresse, wollte nur so viel sagen: «Der Rückzugsentscheid wurde in Paris gefällt. Offenbar erschien der Schweizer Markt zu klein für zwei Anbieter.»
Weil Cinecom alle MV-Verpflichtungen übernimmt, bleibt auch der Vertrag mit Mediapresse bestehen. «Das ist mehr als nur ein Muss», sagt Luchsinger. Tatsächlich überträgt er zusätzliche Aufgaben an die weiterhin eigenständige Agentur, die seit Jahren Pressegruppen wie L’Agefi, Hachette, Burda, Promoeditions und Hersant vertritt und einen Umsatz von 20 Millionen Franken erzielt. So betreut Mediapresse ab dem 15. Februar nicht nur den Cinecom-Kinobereich in der Westschweiz, sondern auch das Werbe- und Programmfenster von Sat 1 und die im Aufbau befindlichen Screen-Netze. «Nur der Printbereich ist ausgenommen, dort bleiben wir Konkurrenten», sagt Luchsinger. Der Hintergrund: Die Cinecom vermarktet das Kinomagazin Close-up von Teleclub, während Olivier Bloch Verlagsleiter derGratistitel Film demnächst/Avant Première ist.
Happy End für alleLuchsinger rechnet damit, dass die Cinecom dank der 20 Prozent mehr Kinos ihren Umsatz um 15 Prozent erhöhen wird. Personell werden kaum Änderungen nötig. Die bisherigen Cinecom-Vertreter in der Romandie, Michael Steffan und Daniel Beier, bleiben für die Kontakte zu den Kinobesitzern zuständig.
Auch Mediapresse profitiert von der neuen Situation. «C’est pour nous une excellente nouvelle», sagt Bloch, der damit rechnet dass er seinen Kinoumsatz auf 10 Millionen Franken verdoppeln wird.
«Alle Angebote aus einer Hand»Jürg Siegrist, Direktor des Verbandes Schweizerischer Werbeauftraggeber (SWA), bewertet die neue Situation auf dem Kinomarkt
positiv. «Für das Medium Kino haben die Werbeauftraggeber nur noch einen Ansprechpartner und alle Angebote aus einer Hand. Das ist ein Vorteil.» Umgekehrt habe «das neue Cinecom-Monopol zur Folge, dass wir künftig die Preisentwicklung beim Medium Kino sehr genau verfolgen müssen», sagt er. Siegrist sieht noch einen Pluspunkt: Weil die Cinecom nun alle Kinos, auch die bisherigen von Mediavision, digital aufrüstet, könnten die Auftraggeber dank der wegfallenden Filmkopien
nun schon bald überall mit Kostenersparnissen rechnen. (mk)
Hat gut lachen: Cinecom ist seit Jahresbeginn alleinige Hauptdarstellerin auf Schweizer Kinoleinwänden.
Matthias Luchsinger, Cinecom.
Markus Knöpfli
Schon 2002 stiess MV an ihre Grenzen. Es kamen zwar noch einige Kinopachten hinzu; in der Deutschschweiz gelang es ihr aber nicht, Kinos für sich zu gewinnen, obwohl mehrere neue Multiplex eröffnet wurden. 2003 konnte MV keinen einzigen neuen Pachtvertrag mehr abschliessen.
Digitalisierung war TodesstossDiese Stagnation und die Wirtschaftslage dürften der Grund dafür sein, weshalb MV nun ihr Schweizer Segel streicht. Dass die Cinecom in den letzten Monaten die Digitalisierung ihrer Kinos vorantrieb (WW 1/04), könnte ein weiterer sein. Denn MV hätte mit hohen Investitionen nachziehen müssen, um die Gunst von Werbeauftraggebern und Kinobesitzern nicht zu verlieren. Aus der MV-Zentrale in Paris war dazu bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme erhältlich.
Matthias Luchsinger, Geschäftsführer und Mitinhaber der Cinecom, vermutet, dass das Digitalisierungsprojekt der Tropfen war, der das ohnehin mit Verlusten gefüllte Schweizer Fass der MV endgültig zum Überlaufen gebracht hat. «Auch ohne Digitalisierung hatte MV in der Schweiz ein Millionendefizit. Dieses haben wir jetzt übernommen.» Olivier Bloch, Direktor des von MV beauftragten Werbeverkäufers Mediapresse, wollte nur so viel sagen: «Der Rückzugsentscheid wurde in Paris gefällt. Offenbar erschien der Schweizer Markt zu klein für zwei Anbieter.»
Weil Cinecom alle MV-Verpflichtungen übernimmt, bleibt auch der Vertrag mit Mediapresse bestehen. «Das ist mehr als nur ein Muss», sagt Luchsinger. Tatsächlich überträgt er zusätzliche Aufgaben an die weiterhin eigenständige Agentur, die seit Jahren Pressegruppen wie L’Agefi, Hachette, Burda, Promoeditions und Hersant vertritt und einen Umsatz von 20 Millionen Franken erzielt. So betreut Mediapresse ab dem 15. Februar nicht nur den Cinecom-Kinobereich in der Westschweiz, sondern auch das Werbe- und Programmfenster von Sat 1 und die im Aufbau befindlichen Screen-Netze. «Nur der Printbereich ist ausgenommen, dort bleiben wir Konkurrenten», sagt Luchsinger. Der Hintergrund: Die Cinecom vermarktet das Kinomagazin Close-up von Teleclub, während Olivier Bloch Verlagsleiter derGratistitel Film demnächst/Avant Première ist.
Happy End für alleLuchsinger rechnet damit, dass die Cinecom dank der 20 Prozent mehr Kinos ihren Umsatz um 15 Prozent erhöhen wird. Personell werden kaum Änderungen nötig. Die bisherigen Cinecom-Vertreter in der Romandie, Michael Steffan und Daniel Beier, bleiben für die Kontakte zu den Kinobesitzern zuständig.
Auch Mediapresse profitiert von der neuen Situation. «C’est pour nous une excellente nouvelle», sagt Bloch, der damit rechnet dass er seinen Kinoumsatz auf 10 Millionen Franken verdoppeln wird.
«Alle Angebote aus einer Hand»Jürg Siegrist, Direktor des Verbandes Schweizerischer Werbeauftraggeber (SWA), bewertet die neue Situation auf dem Kinomarkt
positiv. «Für das Medium Kino haben die Werbeauftraggeber nur noch einen Ansprechpartner und alle Angebote aus einer Hand. Das ist ein Vorteil.» Umgekehrt habe «das neue Cinecom-Monopol zur Folge, dass wir künftig die Preisentwicklung beim Medium Kino sehr genau verfolgen müssen», sagt er. Siegrist sieht noch einen Pluspunkt: Weil die Cinecom nun alle Kinos, auch die bisherigen von Mediavision, digital aufrüstet, könnten die Auftraggeber dank der wegfallenden Filmkopien
nun schon bald überall mit Kostenersparnissen rechnen. (mk)
Hat gut lachen: Cinecom ist seit Jahresbeginn alleinige Hauptdarstellerin auf Schweizer Kinoleinwänden.
Matthias Luchsinger, Cinecom.
Markus Knöpfli