Der offene Umgang von Radio SRF mit der Klitoris kam nicht bei allen gut an
Passanten eine Klitoris zeichnen zu lassen, überspanne den Service-Public-Bogen, finden die einen. «Gelungen» finden andere die Sendung.
«Die Klitoris: Verteufelt, verheimlicht und spät entdeckt» heisst der Titel der SRF-3-Sendung «Input», die am vergangenen Sonntag ausgestrahlt wurde und seither online und als Podcast nachgehört werden kann. Moderatorin Reena Thelly liess dafür Passanten das weibliche Geschlecht zeichnen. Die Aufgabe stellte erwartungsgemäss die meisten Menschen vor grössere Schwierigkeiten.
Die Klitoris-Malaufforderung sei nicht nur in den sozialen Medien auf Kritik gestossen, beobachtete die Schweiz am Wochenende in der Ausgabe vom Samstag. Auch die Stiftung Zukunft CH stört sich am Umgang von SRF mit dem Thema. Ralph Toscan von der Stiftung und ehemaliges Mitglied des Komittees «Gegen die Sexualisierung der Volksschule» findet, die «Art und Weise, wie das sensible Thema angegangen» worden sei, «destruktiv». «Der künstlich wirkende Versuch, mit diesem Thema locker umzugehen, resultiert in einer dem Thema nicht mehr gerecht werdenden Würdelosigkeit», sagt er gegenüber der Zeitung.
Es könne nicht Teil des Service Public sein, «Grenzen des guten Geschmacks zu überschreiten und damit auch die Schamgefühle vieler Hörer zu verletzen, insbesondere der Kinder und Jugendlichen», findet Toscan.
Bei SRF 3 weist man die Vorwürfe zurück. «Input» beleuchte, was die Menschen bewege und interessiere – dazu gehörten auch Themen wie die weibliche Sexualität, sagt Sprecherin Natalie Blasi. Man halte sich aber selbstverständlich stets an die eigenen publizistischen Leitlinien, versichert sie.
Aus Fachkreisen gibt’s hingegen Lob. Die Organisation Sexuelle Gesundheit Schweiz finde die Sendung «sehr gelungen, lustivoll aufbereitet und mit vielen Informationen gespickt», sagt Geschäftsleiterin Barbara Berger zur Schweiz am Wochenende. Sie hoffe, dass künftig vermehrt solche Sendungen produziert würden. (hae)