Was bedeutet eigentlich… «Blauer Haken»?

Benno Maggi befasst sich in seiner Kolumne «Was bedeutet eigentlich…?» mit Begriffen aus dem Marketing- und Kommunikationsbereich. Dieses Mal behandelt er den Begriff «Blauer Haken».

Haben Sie sich schonmal gewundert, wieso es Leute und Institutionen gibt, die auf Social Media einen klitzekleinen blauen Haken rechts neben ihrem Profil haben? Influencer, Prominente und grosse Unternehmen zum Beispiel haben ihn. Erstere zelebrieren ihn wie eine Krönung und prahlen damit herum wie andere mit ihren Oldtimer-Autos oder Uhren. Der Unterschied: blaue Haken kann man nicht kaufen. Es heisst lediglich, das Konto ist damit verifiziert. Meint, dass der Account legitim ist und zu der Person oder dem Unternehmen gehört, die das, was es vorgibt zu sein, ist. Soweit so gut, das wären wir ja alle, ausser ein paar Lurker oder sonstige Übeltäter im Netz.

Wieso aber haben denn Normalsterbliche nicht auch einen blauen Haken? Er ist eben nur für hochkarätige Accounts reserviert, also für Profile von Influencern, Promis, oder Global Brands. Wer dazu zählt, bestimmen Meta, Tiktok und X.

Tiktok kennen alle. Das sind die bösen Chinesen, die uns ausspionieren, während wir endlos irgendwelchen Videos entlang scrollen. Aber wer ist Meta? Die geheimnisvolle übergeordnete Stufe, jene Ebene also, die gerne herangezogen wird, wenn man nicht mehr weiter weiss, ist es nicht. Nein, es ist die Firma jenes Typen gemeint, der immer noch an die Zukunft der Verbindung im Metaversum glaubt.

Und was zum Teufel ist X? Die Plattform des Verrückten, der letztes Jahr den blauen Vogel abgeschossen hatte, und von der seither niemand mehr weiss, wie er ihr sagen soll. Mit ihren läppischen 250 Tausend Nutzerinnen und Nutzer ein Leichtgewicht zwar, aber wegen einem Nutzer, den alle kennen und der vielleicht schon bald wieder eine Weltmacht regiert, immer noch von grosser Bedeutung.

Privat oder blau – beides geht nicht

Meta, Tiktok und X filtern also, wer von den 2,7 Milliarden Facebook, 1,92 Milliarden Tiktok, 1,33 Milliarden Instagram-Nutzenden nachfolgende Anforderungen erfüllt. Um auf Social Media nämlich verifiziert zu werden, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Das erste Kriterium bei Instagram beispielsweise: der Account muss öffentlich sein. Eine Abgrenzung, dass nur jene die Beiträge sehen dürfen, die man dazu einlädt, kann also nicht gemacht werden, falls ein blauer Haken angestrebt wird. Das reicht aber nicht. Neben Echtheit und Vollständigkeit (Profilbild, Bio, Webseitenlink) zählt auch Regelmässigkeit (beim Posten und Interagieren mit anderen).

Es braucht zudem eine gewisse Anzahl an Followern, nämlich mindestens 10’000 bei Instagram. Tiktok hingegen ist es egal, wer einem folgt, da ist die Anzahl der Follower für eine Verifizierung nicht entscheidend. Es wird vielmehr, wenn eine Person oder eine Marke von öffentlichem Interesse ist – das heisst beispielsweise durch Erwähnung in verschiedenen Nachrichtenquellen – auch ein blauer Haken vergeben.

Wer also eine Verifizierung mittels eines Antragsformulars beantragt hat und einige Tage oder Wochen wartet, bis er oder sie vielleicht den blauen Haken erhält, kann sich dann freuen. Damit ist er oder sie in den Olymp der Sozialen Medien aufgenommen.

Lohnt sich das? Ja, denn ein verifiziertes Konto erlaubt den Zugang zu bestimmten Funktionen wie exklusiven Filtern und Analysetools, die helfen können, Zielgruppen besser zu verstehen und mehr Follower zu gewinnen. Also sofort aufhören darüber zu witzeln, wenn Leute ihren blauen Haken zelebrieren, wie andere ihren neuen Elektro-Porsche.

Lieber sich darüber lustig machen, wieso es blauer Haken heisst, wenn der Haken doch eigentlich weiss ist. Nur der Hintergrund ist blau.


Benno Maggi ist Mitgründer und CEO von Partner & Partner. Er lauscht seit über 30 Jahren in der Branche und entdeckt dabei für uns Worte und Begriffe, die entweder zum Smalltalken, Wichtigtun, Aufregen, Scrabble spielen oder einfach so verwendet werden können.

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