Syndicom und Impressum kritisieren Tamedia

Syndicom und Impressum zeigen sich empört über die am Donnerstag bekanntgegebenen Zahlen von Tamedia. Statt Rekordgewinne soll das Medienhaus lieber Personal und publizistische Qualität in der Vordergrund stellen, fordern sie.

Nach wie vor sei es der Printbereich, der mit über zwei Dritteln den Löwenanteil des Gewinns erarbeite, somit das digitale Wachstum von Tamedia finanziere und den Aktionären die Tasche fülle, schreibt Syndicom. Die Gewerkschaft kritisiert nicht das digitale Engagement des Medienhauses, sondern dass die Gewinne nicht in das Personal, die Verbesserung der Arbeitsqualität und die publizistische Qualität investiert würden. So seien den sieben Mitgliedern der Geschäftsleitung die Gesamtvergütungen um mehr als 30 Prozent auf 8,2 Millionen und den Aktionären die Dividende um 12,5 Prozent erhöht worden, während für die 3400 Angestellten, welche den Gewinn erarbeitet hätten, mit 6,6 Millionen Franken «Gewinnbeteiligung» eine adäquate Lohnerhöhung ein weiteres mal auf der Strecke bliebe. Zudem sei die Schliessung der Ziegler Druckerei, die rund 100 Stellen koste, angesichts dieser Gewinne «unnötig und skandalös».

Auch der Journalistenverband Impressum zeigt kein Verständnis für Millionengewinne in einem Geschäftsjahr, in dem aus wirtschaftlichen Gründen Journalisten entlassen wurden. Es handle sich um einen «zur Schau gestellten Mangel an sozialer Verantwortung». Ausserdem trage Tamedia als grösstest privates Medienunternehmen auch eine publizistische Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, mahnt Impressum. Mit «Effizienzsteigerungsmassnahmen», die im Klartext oft Stellenabbau auf Redaktionen bedeuteten, könne Tamedia diese Verantwortung nicht wahrnehmen.

«Tamedia zeigt mit den Zahlen 2014 einmal mehr, dass die Krise der journalistischen Medien auch hausgemacht ist,» sagt Urs Thalmann, Geschäftsführer von Impressum. «Mit der vorgeschlagenen Segmentierung der Geschäftsfelder ab 2015 bestätigt Tamedia, dass sie den Journalismus, egal ob gedruckt oder digital, auch in Zukunft nicht mit dem Ertrag aus dem digitalen Rubrikenmarkt finanzieren will. Dabei kauft Tamedia diese Plattformen aus den Print-Gewinnen!»

Und: «Den rückläufigen Print-Werbemarkt verantwortet Tamedia selbst, indem sie mit reinen Anzeigeplattformen ihre journalistischen Produkte konkurrenziert. Impressum fordert darum von Tamedia die Rückkehr zur finanziellen Kopplung von Journalismus und Anzeigenertrag – sowohl digital als auch gedruckt.» (hae/pd)

Zum Thema: Tamedia: Umsatzwachstum dank Digitalerträgen

 

Syndicom und Impressum kritisieren Tamedia

Der Stellenabbau, den Tamedia am Mittwoch als Folge anstehender Umstrukturierungen bei den Zürcher Regionalzeitungen angekündigt hat, stösst bei der Gewerkschaft Syndicom und beim Journalistenverband Impressum auf scharfe Kritik.

Die Gebietsaufteilung unter den grossen Medienhäusern und der fortschreitende Monopolisierungsprozess führten zu einem weiteren «schwarzen Tag für die Schweizer Zeitungslandschaft», schreibt Syndicom in einer Mitteilung. «Ausgerechnet Tamedia, das profitabelste Schweizer Verlagshaus», reduziere mit der weiteren Sparmassnahme die Pressevielfalt und riskiere Einschnitte in die Qualität der Medien. Der angekündigte Abbau von 25 Stellen sei eine Massenentlassung, schreibt Syndicom und pocht auf die gesetzlichen Mitwirkungsrechte der betroffenen Belegschaften. Personal und Personalvertretungen müssten konsultiert werden. Ziel müsse sein, Kündigungen zu vermeiden beziehungsweise deren Folgen zu mindern. Dazu gehöre die Anwendung eines «anständigen Sozialplans». Syndicom sei mit den Redaktionen in Kontakt. Die Gewerkschaft fordert von Tamedia ein offenes Mitwirkungsverfahren ohne Zeitdruck und die Aufnahme von Verhandlungen über den Sozialplan.

Impressum fordert Erhalt aller redaktionellen Stellen

Auch die Journalistenorganisation Impressum kritisiert Tamedia für den am Mittwoch angekündigten Stellenabbau. Einmal mehr werde ein Sparprogramm auf dem Rücken der Medienschaffenden ausgetragen, so Impressum in einer Mitteilung. Die Streichung von 25 Stellen bedeute zwingend eine weitere Reduktion der Informationsvielfalt, auch wenn Tamedia das bestreite. Die bisherigen Konzentrationsmassnahmen des Medienhauses hätten bisher immer dazu geführt, dass die gleichen Texte in verschiedenen Titeln erschienen.

Impressum verurteilt einmal mehr Tamedias erklärtes Renditeziel von 15 Prozent, welches eine höhere Priorität geniesse als die Qualität der Medien. Die Organisation fordert, dass ganz auf Entlassungen verzichtet werde und erinnert VR-Präsident Petro Supino an eine SRF-4-Sendung vom August 2013, in welcher dieser bestätigt habe, dass beim Landboten keine Entlassungen geplant seien. Würden nun als Folge des Kaufs des Landboten andernorts Stellen abgebaut, begehe Supino Wortbruch, so Impressum. (SDA/PD/hae)
 

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