MEX ist tot – es lebe MEX

Factum, die neue Besitzerin, will das Heft vor dem Sommer wieder auferstehen lassen

Factum, die neue Besitzerin, will das Heft vor dem Sommer wieder auferstehen lassenvon Daniel SchifferleIm Mai oder Juni soll der Musenalp Express (MEX) wieder auferstehen – mit geringerer Erscheinungsfrequenz, einer neuen Vertriebsstruktur und einem noch zu findenden Partner. Damit will die Zürcher Direktmarketingagentur Factum doch noch den Erfolg schaffen, der Ringier mit dem Jugendheft versagt blieb.
Der Musenalp Express ist nicht totzukriegen. Dabei hatte der MEX in den vergangenen fünf Jahren mehrmals den Besitzer gewechselt, ohne je wieder auf einen grünen Zweig zu kommen. Schliesslich übernahm Ringier das Heft im Sommer 1998 – und hatte damit Grosses vor. Doch im Dezember 2000 musste man eingestehen, dass Marktgrösse und Potenziale des MEX beim Kauf überschätzt worden waren, weshalb man sich zum Verkauf entschied (WW 42/00).
Nun ist das Sorgenkind bei der Zürcher Direktmarketingagentur Factum gelandet. Für die ist das Heft allerdings ein alter Bekannter. Bereits in den Jahren 1995 und 1996, als die Postille noch der Firma Color Media (Fotolabo-Gruppe) gehörte, war sie für deren Marketing zuständig. Sie kennt Freuden und Tücken des MEX aus nächster Nähe.
Und auch im angesprochenen Altersspektrum fühlt sich Factum zu Hause. Denn die auf Verlagsmarketing spezialisierte Firma hatte sich bei ihrem Start vor über zwölf Jahren zunächst hauptsächlich im Kinder- und Jugendbereich engagiert. Titel wie Weltbild, Hoppla oder Benni kamen aus der Küche von Factum, einer im Jugendmarkt also mit vielen Wassern gewaschene Firma. Und trotzdem oder gerade deswegen vertraut sie auf den MEX.
Was Ringier misslang, will die kleine Agentur schaffen
Jedenfalls lässt sich der Gründer und Geschäftsführer von Factum, Valentino Mauriello, nicht abschrecken von den negativen Erfahrungen, die Ringier mit dem MEX machte. «Ein Grossverlag ist für kleinere Pflänzchen, wie der Musenalp Express eines ist, nicht die richtige Organisation», ist er überzeugt.
Eine kompakte Firma wie Factum, die sich täglich mit dem Medienmarketing auseinandersetze, habe bessere Karten in der Hand. Zudem habe man in den vergangenen Jahren, in denen Factum auch in Deutschland, Österreich, Polen und England für Verlagsprodukte Marketing machte, Know-how hinzugewonnen, das jetzt sehr nützlich werde. Mauriello: «In diesen Ländern hat man teilweise mehr Übung darin, Zielgruppen zu Foren zu bündeln und erfolgreich zu vermarkten.»
Und genau das hat Mauriello mit dem MEX vor. Das letztmals im vergangenen Dezember erschienene Heft soll im kommenden Mai oder Juni sein Comeback feiern. Allerdings mit diversen Neuerungen, die aber erst in Umrissen feststehen. Klar ist bereits heute: Die zentralen Konstanten wie Vertrieb, Erscheinungshäufigkeit oder Positionierung müssen neu aufgegleist werden, damit das Heft eine intakte weitere Chance bekommt.
Abgespeckt und mit neuem Vertriebspartner
Eines der grundsätzlichen Probleme sind die Portokosten. Deshalb setzt Mauriello künftig beim Vertrieb auf ein Co-Marketing mit einem Unternehmen, das im Segment Jugend und junge Erwachsene aktiv ist. «H&M, Nike oder eine Internetfirma – es gibt genügend Unternehmen, die gerne auf ein Produkt wie den MEX aufspringen könnten», sagt Mauriello und ist optimistisch, dass er den Wunschpartner bald finden wird.
Ein weiteres Thema, das laut Mauriello analysiert werden müsse, sei die Erscheinungsweise. «Bringen wir das Heft zehnmal heraus, wie es seit der Übernahme durch Ringier der Fall war, oder kehren wir zurück zu sechs Ausgaben?» Eine andere Schwäche des Heftes, die er ausbügeln will, betrifft die Positionierung. «Der alte MEX hatte eine zu diffuse Leserschaft», stellt Mauriello fest. «Man kann nicht einen Artikel für 13-Jährige machen und dann erwarten, dass das auch die 25-Jährigen interessiert.» Das Heft soll deshalb in Zukunft tendenziell etwas von den Kids weg und näher hin zu den jungen Erwachsenen rücken. Die Überlegung von Mauriello: «Die verdienen bereits eigenes Geld und sind deshalb für die Werbung interessanter.»
Trotzdem will er aber vom bisherigen redaktionellen Konzept nicht abrücken. Der MEX wird seine Textspalten auch in Zukunft überwiegend mit Eingesandtem und lyrischen Gehversuchen seiner Leserinnen und Leser abfüllen.
Etwas wird aber bei MEX im laufenden Jahr ganz sicher anders daherkommen: der Internetauftritt. Zwar wäre auch Mextown.ch zu haben gewesen, die zugehörige Site, die Ringier erst im August mit viel Marketinglärm lanciert hatte. «Unsere Kosten-Nutzen-Analyse ergab jedoch, dass eine eigene, schlankere Version die bessere Lösung wäre», sagt Mauriello.
Allerdings gibt es mit der Adresse Mex.ch noch ein Namensproblem, an dem bereits Ringier gescheitert war: In der Schweiz existieren zwei Gemeinden mit dem Namen Mex, eine im Kanton Waadt und eine im Wallis. Mauriello meint, Ringier habe da wohl zu früh aufgegeben und bleibt optimistisch: «Ich bin sicher, dass wir eine sinnvolle Lösung finden werden.»

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