«Kein inflationärer Edi»

Urs Wäckerli, Präsident der Auftragsfilmer, ist zufrieden über die Edi-Verleihung

Urs Wäckerli, Präsident der Auftragsfilmer, ist zufrieden über die Edi-VerleihungAm letzten Donnerstag ging im Schiffbau in Zürich die erste Edi-Preisverleihung über die Bühne. Der Aufmarsch des Fachpublikums hat die Erwartungen der Organisatoren der Swiss Film & Video Producers (SFVP) positiv übertroffen. Bei der Preisverleihung zeigte sich, dass die Auszeichnung einen höheren Massstab als die früheren Cristalli anstreben will.Hat sich für den Verband der Auftragsfilmer der Umzug von Locarno nach Zürich gelohnt?
Urs Wäckerli: Ja. In Locarno war unsere Preisverleihung immer nur das fünfte Rad am Wagen. Wir waren nie richtig integriert ins Festival, sondern fühlten uns eher nur geduldet. Auch für die Presse waren wir meistens von geringerem Interesse, denn die Kritiker sind natürlich vor allem wegen der Spielfilme gekommen.
Und den Werbern? Hätte es diesen im Tessin nicht besser gefallen?
Wäckerli: Nein, denn Werber sind meistens recht eitle Leute. Sie wollen bei einer Veranstaltung im Zentrum stehen. Genau-so wie wir Filmer, natürlich. Hinzu kommt, dass Locarno im Spätsommer stattfindet, wenn viele Werber noch in den Ferien sind.
Sind nun im Schiffbau tatsächlich mehr Leute zur Party gekommen?
Wäckerli: Wir sind von einer Planung mit 300 namentlich geladenen Gästen für die Gala ausgegangen. 380 sind schliesslich gekommen. Über hundert Anmeldungen mussten wir im letzten Moment leider aus Platzgründen zurückstellen. Im kommenden Jahr werden wir die festliche Infrastruktur also auf mindestens 600 Personen ausbauen. Wir mussten lernen, dass viele Werber sich für solche Partys meistens sehr spontan entschliessen.
War das mit ein Grund, wieso man viele bekannte Gesichter aus der Werbebranche im Schiffbau noch vermisst hat?
Wäckerli: Das hat sicher eine Rolle gespielt. Trotzdem waren es schon einige mehr als in früheren Zeiten. Selbst die Podiumsdiskussion über die Zukunftsentwicklung der elektronischen Medien konnte morgens um elf Uhr bereits 130 Teilnehmer anlocken. Die Werkschau, in der sich alle Mitglieder unseres Verbandes mit ihren Showreels vorstellen konnten, ist natürlich noch ausbaufähig. Wir stellen uns hier in Zukunft eine richtige Ausstellung mit Ständen vor. Die Organisatoren aus unserem Kreis mit Verena Zollinger, Peter Beck und Levente Paal haben hier bereits verschiedene Ideen für die kommenden Jahre entwickelt.
Der ganze Anlass hat sehr gediegen gewirkt. Was lässt sich zu seiner Finanzierung sagen?
Wäckerli: Nach einer längeren Unsicherheit über das erneute Patronat des Eidgenössischen Departements des Innern waren uns interessierten Sponsoren gegenüber natürlich lange Zeit die Hände gebunden. Das Vertrauen ist jetzt aber wieder da, und so konnten wir immerhin Publisuisse und die Generaldirektion SRG SSR idée suisse für unser Anliegen gewinnen. Im nächsten Jahr brauchen wir mehr Sponsoren, denn unser Gesamtbudget belief sich auf 220000 Franken. Das Geld kommt heuer einmalig aus einem Topf von nicht auszahlbaren Kleinstbeträgen von Urheberrechten von Suisseimage. Da es sich nicht lohnt, diese Kleinstbeträge an die Urheber auszuzahlen, wurden die Gesamtsummen an die einzelnen Filmverbände verteilt. Wir mussten damit gemäss Statuten etwas für die Gesamtbranche tun.
Ein Wettbewerb ist immer mit verschiedensten Meinungen verbunden. Wie sind die Entscheide der Jury angekommen?
Wäckerli: Gleich nach der Preisverleihung habe ich mit meinem String Jazz Quartet zum Apéro aufgespielt. Ich habe also nicht viele Kommentare gehört. Grundsätzlich scheint man sich aber einig zu sein, dass die Latte der Qualitätsansprüche sehr hoch gelegt worden ist. Der Edi soll kein inflationärer Werbefilmpreis sein. Die heurige Shortlist entspricht vom Niveau her ungefähr dem, was in den vergangenen Jahren mit Diplomen oder eben Cristalli prämiert worden ist.
Jury-Präsidentin Danielle Lanz hat erklärt, dass sie viele gute Spots, die sie als aufmerksame Beobachterin vom Fernsehen her kennt, bei der Eingabe vermisst hat. Wieso das?
Wäckerli: Nach dem Hin und Her mit dem EDI in der Vergangenheit befinden wir uns momentan wieder in einer Aufbauphase. Aber ich bin überzeugt, dass wir im nächsten Jahr viel mehr Anmeldungen und damit auch Echo bei den Werbern haben werden. Und dann wird es bestimmt auch wieder mehr als nur einen einzigen Edi für neun Werbespots wie in diesem Jahr geben.
Wie steht es ansonsten mit der Arbeitsauslastung in der Branche?
Wäckerli: Mit der Entwicklung des garantiert immer wichtiger werdenden Systems DVD bin ich überzeugt, dass wir in Zukunft viel Arbeit haben werden. Das neue Medium muss nur noch von den Werbeagenturen mit all seinen interaktiven Möglichkeiten entdeckt werden.
Weitere Aktivitäten im Verband?
Wäckerli: Ein wichtiges Ziel ist der Ausbau unserer Website. Unter www.filmproducers.ch werden demnächst auch viele Formulare abgerufen werden können sowie Preislisten und andere Produktionshilfen. Neu herausgekommen ist auch unser Kunden-magazin newsreel, mit dem wir aktiv Kontakt mit allen BSW, ASW und anderen Werbeagenturen suchen. Interview: Andreas Panzeri
And the winners are… Einen Edi für das beste Konzept erhielt Auftraggeberin SRG SSR idée suisse für den Film «Die neue Bundesverfassung», Konzept und Produktion: Martin Uebele. Einen Edi für die beste Regie bekam Auftraggeber Swisscom für den Film «Convergence: Mission impossible», Produktion: Allcom Productions AG, Regie: Klaus-Michael Vetter. Der Edi für die beste Kamera ging an Effact AG für den Film «SSG Modulfilme», Produktion: Techo Film und Video AG, Kamera: Roland Schmid. Den Edi für den besten Schnitt verlieh die Jury an das Schauspielhaus Zürich für den Film «Schiffbau». Produktion und Schnitt: Frame Eleven. Der Edi für die beste Gesamtproduktion wurde der Tamedia AG zugesprochen für den Film «Fahnen». Werbeagentur: Weber Hodel Schmid, Zürich, Produktion: Peacock Film, Regie: Rolando Colla.

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