Maybaum Film: verschiedene AI-Tools getestet
AI-basierte Software und Add-ons lassen sich in allen Bereichen der Videoproduktion finden und versprechen effizientere und vereinfachte Arbeitsprozesse. Im Innovations- und Weiterbildungsprogramm MayLAB testet die Crew von Maybaum Film zwei Tage lang diverse AI Tools und zieht Fazit.
Von ernüchternd bis beeindruckend werden die Tools von Organisator Rafael von Sury beschrieben: «Die Fortschritte der letzten Jahre sind bemerkenswert. Gerade im Bereich Deep Fake, Zwischenbildberechnung – Video Frame Interpolation – und Spracherkennung. Es gibt diverse Möglichkeiten sich damit den Alltag einfacher zu machen oder sogar neue kreative Wege zu gehen»
Sechs Teams haben zwölf Tools auf ihre Alltagstauglichkeit getestet. Dabei war es der Agentur wichtig, dass sämtliche Abteilungen – Kreation, Produktion und Distribution – involviert sind. Nun haben die Teams die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.
Deepfakes Web noch nicht soweit, RIFE überzeugt
Deepfake Videos und einfache Deepfake-Apps sind omnipräsent. Die Applikationen erkennen Gesichter in Fotos und Videos und können diese mit anderen Gesichtern austauschen. Um in der Postproduktion Einzug zu halten, liefern die Tools Maybaum Film zufolge jedoch noch nicht die nötige (hohe) Auflösung, und bleiben vorerst eine Spielerei für witzige Social-Media-Posts.
Mit der RIFE-App lassen sich Video-Frames interpolieren. Die App berechnet Zwischenbilder und kann so aus normal gedrehtem Filmmaterial Zeitlupen erstellen. Bei den Tests mit selbstgedrehtem Videomaterial mit 25 Bildern pro Sekunde liefert die App beeindruckende Slow-Motion mit bis zu 32-facher Verlangsamung. Das Berechnen von Zwischenbildern ist auch bei der Stop-Motion-Technik sehr nützlich. So kann aus Videos mit geringen Bildwiederholungsraten eine flüssige oder verlangsamte Bewegung errechnet werden.
Resemble.ai noch verbesserungsfähig – Töggl sehr nützlich
Resemble.ai ist ein AI-Voice-Generator. Wörter und Texte werden in das Tool geladen und als gesprochener Text wieder ausgegeben. Es können vordefinierte, weibliche und männliche Stimmen verwendet oder basierend auf der eigenen Stimme ein Voice-Avatar erzeugt werden. Um mit Profi-Sprecher*innen mitzuhalten, reicht das Tool noch nicht aus. Für schnelle Layouts – zum Beispiel als Basis für einen Rohschnitt – liefert es aber brauchbare Resultate.
Neben dem Adobe-eigenen Stimmerkennungstool «Speech-to-text» hat vor allem das Tool «Töggl» aus der Schweiz überzeugt. Töggl erkennt Stimmen auch in Mundart und kann so zum Beispiel Interviewsequenzen schnell transkribieren. Ganz fehlerfrei geht es nicht, spart jedoch trotzdem sehr viel Zeit. Sowohl Premiere wie auch Töggl liefern sehr gute Resultate.
Colourlab.ai hat viel Potenzial
Colourlab.ai will den Prozess der Farbkorrektur revolutionieren, liefert aber unter realen Bedingungen wenig brauchbare Resultate. Neben technischen Problemen erkannte das Tool in den Testprojekten von Maybaum Film gleiche oder ähnliche Clips nicht und lieferte deshalb kein homogenes Color Grading. Trotzdem lohne es sich das Tool im Auge zu behalten, schliesst die Filmproduktion. Denn Funktionen wie das Erstellen von Looks basierend auf einem Foto sind vielversprechend.
Das MayLAB von Maybaum Film findet zweimal jährlich statt. Dabei testen die Teams der Filmproduktion neue Technologien aus, spüren Trends auf – und fördert dazu noch den abteilungsübergreifenden Austausch.