Messieurs.ch und Amnesty: Männer setzen sich für «Nur Ja heisst Ja» ein

Kurz vor der Debatte im Parlament zur Reform des Sexualstrafrechts in der Schweiz hat Amnesty International eine Kampagne lanciert, die insbesondere auch Männer dazu aufruft, für die «Nur Ja heisst Ja»-Lösung und den Schutz von Betroffenen sexualisierter Gewalt einzustehen. Messieurs.ch hat Amnesty bei der Entwicklung der Kampagne betreut.

Messieurs.ch
Debatte in der Talkshow zur Kampagne: Remo Widmer, Moderator, Denis Sorie, Politaktivist Operation Libero und Amnesty, Elias Burkhalter, Filmschaffender und Schreiner, Yanis Mavaki, Rapper, Thomas Neumeyer, Experte Männer.ch, und Josia Jourdan, Journalist und Content-Creator (v.l.n.r.).

In der digitalen Kampagne setzen sich engagierte Männer für die «Nur Ja heisst Ja»-Lösung ein. Musiker, Journalisten, Aktivisten und Comedians sprechen in einer Talkshow öffentlich über die Verantwortung der Männer, sexualisierte Gewalt in der Schweiz zu thematisieren und zu bekämpfen.

Die Kampagne will möglichst viele Männer erreichen und sie ermutigen, das «Nur Ja heisst Ja»-Prinzip in jeder sexuellen Beziehung anzuwenden, mit Kollegen darüber zu reden und sich öffentlich gegen sexualisierte Gewalt auszusprechen. Nachdem sich seit mehreren Jahren eine breite Allianz von Frauenrechts- und LGBTI+-Organisationen sowie zahlreiche Aktivist:innen für eine zeitgemässe Reform des Sexualstrafrechts einsetzen, sollen sich vermehrt auch Männer für dieses Anliegen stark machen.

Die entscheidende Rolle der Männer

«Lange Zeit hat man den Frauen einschärft, ‚Nein’ zu sagen, um sich gegen eine ungewollte sexuelle Handlung zu wehren. Es ist Zeit, die Männern aufzufordern: Holt das ‚Ja‘ vor jedem sexuellen Kontakt ein!», sagt Cyrielle Huguenot, Verantwortliche für die Kampagne bei Amnesty Schweiz.

Unlängst hat eine repräsentative Umfrage von Gfs.bern aufgezeigt, dass problematische Ansichten zur sexuellen Verfügbarkeit vor allem unter Männern weiterhin verbreitet sind. 37 Prozent der befragten Männer in der Schweiz schätzen aufreizende Kleidung und Flirten als Einwilligung zum Geschlechtsverkehr ein. Jeder siebte Mann geht von einer geltenden Einwilligung aus, wenn eine Person aktuell zwar schläft, aber sonst immer zu Sex zustimmt. Jeder Dritte erachtet es als Einwilligung, wenn sich die Person nicht aktiv gegen die Handlungen wehrt.

Gleichzeitig zeigt die Studie auf, dass ein Grossteil der Bevölkerung sexualisierte Gewalt als verbreitetes Phänomen wahrnimmt und Lösungen durch Politik und Justiz erwartet. Die Zustimmungslösung wird dabei auch von Männern eindeutig als beste Option zum stärkeren Schutz von Betroffenen im Sexualstrafrecht erachtet.

Debatte geht im Parlament in entscheidende Runde

2019 hatten 37‘000 Personen mit Amnesty International und anderen Organisationen Bundesrätin Karin Keller-Sutter und das Justizdepartement zu dringenden Reformen beim Schutz vor sexualisierter Gewalt aufgerufen. Drei Jahre nach der Lancierung einer breiten gesellschaftspolitischen Debatte wird der Ständerat in der Sommersession über ein neues konsensbasiertes Sexualstrafrecht beraten. Ihm liegen zwei Varianten für eine Reform vor.

In einer neuen Petition ruft Amnesty International gemeinsam mit Operation Libero und mehr als 25 weiteren Partnerorganisationen zur Unterstützung für die «Nur Ja heisst Ja»-Lösung auf.

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