Christian Kies: «Zurück zur grossen Liebe»
Christian Kies kehrt nach neun Jahren zu Jung von Matt in die Schweiz zurück. Im m&k-Gespräch erklärt er, wie globale Perspektiven, neue Technologien wie KI und ein bisschen mehr Mut die Schweizer Kreativlandschaft beleben können.
Christian Kies ist zurück – zurück bei Jung von Matt, zurück in Zürich, zurück bei dem, was er seine «alte grosse Liebe» nennt. Und obwohl er schon einmal hier war: Die Eindrücke von Stadt, Menschen, Agenturgruppe? «Wahnsinn. Ich bin hart geflasht.» Nun bringt Kies seine globale Erfahrung in die Schweizer Kreativlandschaft zurück – mit einem klaren Ziel: «Ich will die Schweizer Szene mitentwickeln.» Ein wesentlicher Hebel dabei: Die internationale Zusammenarbeit innerhalb der Jung von Matt Gruppe.
Standortübergreifende Projekte bringen neue Mandate in die Schweiz – wie etwa Google oder Mini. «Das sind Marken, wie man sie hier bisher selten gesehen hat», sagt Kies. Die umgekehrte Richtung funktioniert genauso: Schweizer Firmen erhalten Zugang zu internationaler Kreativpower. Für Kies ist das mehr als ein Netzwerkspiel – es ist der Versuch, Strahlkraft über Landesgrenzen hinweg zu erzeugen.
Auch bei den Inhalten beobachtet er Wandel. «Es ist leichter geworden. Humor ist zurück.» Besonders inspirierend findet Kies das Designprojekt für Penny, das er als «Handwerk in Reinform» bezeichnet. «So etwas berührt mich.»
KI als Chance, nicht als Schreckgespenst
Natürlich treibt auch die Künstliche Intelligenz Kies um. Für ihn kein Grund zur Panik, sondern eine Einladung zur Weiterentwicklung. «KI ist ein Kreativtool. Punkt. Wer immer nur drüber redet, statt es zu nutzen, verpasst die Chance.» Bereits heute nutzt Jung von Matt KI-Tools in der Produktion. «Wir waren in Las Vegas – ohne da zu sein. Man kann Locations ersetzen, aber nicht die zufälligen Emotionen am Set. Genau das macht den Reiz aus.»
Dass menschliches Gespür nicht programmierbar ist, macht für ihn den Unterschied. Sowie auch die Qualität. Dennoch muss sich die Branche der KI aktiv öffnen. Weniger Diskussion, mehr praktische Anwendung, rät Kies.
«Schweizer Brands, seid mutiger!»
Wer als Agentur heute noch davon träumt, Yachten zu pilotieren, sollte zuerst das eigene Produkt überdenken, meint Kies. «Die Content-Flut ist riesig. Wer auffallen will, muss mehr bieten als nur schöne Bilder.» Es gehe darum, Inhalte zu schaffen, die relevant und bemerkenswert sind – und das geht nur mit mutigen Kunden. «Deshalb mein Wunsch: Schweizer Brands, seid mutiger!»
Mut allein reicht aber nicht. Kies betont auch die Rolle des Briefings. Es sei das Rückgrat jeder Idee – «Shit in, shit out» sei nicht zynisch gemeint, sondern ein Aufruf zur Zusammenarbeit. «Ein gutes Briefing ist kein Zufall. Es ist das Resultat gemeinsamer Arbeit mit dem Kunden.»