Werbeverbote: «Es wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen»

In der aktuellen Diskussion um Werbeverbote in der Schweiz gerät die Branche zunehmend unter Druck. Es herrscht Besorgnis über die wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Auswirkungen. Die IAA veranstaltete daher den Infoabend «Werbefreiheit als Grundpfeiler der Marktwirtschaft», um auf die Problematik aufmerksam zu machen. Im Anschluss haben Branchenvertreter:innen mit m&k Werbewoche.ch gesprochen.

Jürg Bachmann, Präsident KS/CS Kommunikation Schweiz betonte, dass die aktuelle Situation mit den Werbeverboten in der Schweiz sehr ernst ist. Mit 44 neuen Initiativen in diesem Jahr sieht er eine bedrohliche Entwicklung, die die Informations- und Kommunikationsfreiheit einschränkt. Die Organisation KS/CS Kommunikation Schweiz prüft jede Initiative hinsichtlich ihrer Auswirkungen und erstellt Positionspapiere, die den Parlamentariern zur Verfügung gestellt werden, um fundierte Entscheidungen zu ermöglichen. Bachmann kritisierte, dass viele der Werbeverbote ideologisch motiviert sind und nicht auf Fakten basieren. Er hob hervor, dass Werbung wichtig für Konsumenteninformation, wirtschaftliche Stabilität und Medienfinanzierung ist. Ein Rückgang der Werbung würde die Medienlandschaft und den Qualitätsjournalismus gefährden. Er rief die Branche zur Geschlossenheit auf, um die kreative und innovative Werbewelt der Schweiz zu erhalten.

Jürge Bachmann, Präsident KS/CS Kommunikation Schweiz

Andrea Banz, Head of Marketing, Emmi Schweiz, präsentierte die Erfolgsgeschichte der Emmi Caffè Latte-Werbung und betonte, dass die Marke ohne die Möglichkeit zur Werbung nicht denselben emotionalen Bezug zu den Konsumenten hätte aufbauen können. Emmi setzt auf Selbstregulierung, indem sie verantwortungsvoll und zielgruppengerecht wirbt, zum Beispiel durch zuckerreduzierte Produkte für Kinder. Sie unterstrich die Bedeutung der Werbung für den Aufbau starker Marken und die Konsumentenbindung.

Andrea Banz, Head of Marketing, Emmi Schweiz

Andrea Bison, Co-CEO Thjnk und Werberin des Jahres 2024, hob die kulturelle Bedeutung der Werbung hervor, die Unterhaltung und Information zugleich bietet. Sie plädierte für individuelle Verantwortung und betonte, dass Werbeverbote allein keine Lösung für problematisches Konsumverhalten seien. Eltern und Schulen sollten eine aktive Rolle in der Aufklärung spielen. Bison erklärte, dass eine sorgfältige Analyse der Zielgruppen und verantwortungsvolle Werbebotschaften entscheidend sind. Sie rief dazu auf, Werbefreiheit als Ausdruck der Meinungsfreiheit zu betrachten und differenziert über Werbeverbote nachzudenken.

Andrea Bison, Co-CEO Thjnk und Werberin des Jahres 2024

Markus Ehrle, CEO APG/SGA erläuterte die Herausforderungen, die lokale Gesetzesinitiativen zur Einschränkung der Außenwerbung mit sich bringen. Ein komplettes Verbot der kommerziellen Aussenwerbung würde über 800 Arbeitsplätze und erhebliche Einnahmen in der Schweiz gefährden. Ehrle betonte die Bedeutung von Werbung für die Wertschöpfung und die Finanzierung des Journalismus. Er sprach sich gegen radikale Werbeverbote aus und plädierte für verantwortungsbewusste Werbung innerhalb bestehender gesetzlicher Rahmenbedingungen. Er beschrieb die aktuellen Massnahmen als «Mit Kanonen auf Spatzen geschossen.»

Markus Ehrle, CEO APG/SGA an der IAA Abendveranstaltung zu Werbeverboten
Markus Ehrle, CEO APG/SGA und engagierter Kämpfer gegen Werbeverbote.

Cyril Meier von der HWZ betonte die Notwendigkeit einer detaillierten Analyse der öffentlichen Meinung und politischer Trends hinsichtlich der Werbung. Die Branche müsse proaktiv Massnahmen ergreifen, um die Stimmen der Bevölkerung und politischen Vertreter zu verstehen und entsprechend zu handeln. Er rief dazu auf, Verbündete zu finden und professionelle Lobbyarbeit sowie öffentliche Kommunikation zu betreiben, um die Bedeutung der Werbung für die Gesellschaft zu verdeutlichen.

Moderiert wurde der Abend von IAA-Vorstandsmitglied Natasja Sommer (Director Public Affairs, The Coca-Cola Company)

Die Interviews verdeutlichen die ernsten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen von Werbeverboten. Die Branche sieht sich mit ideologisch motivierten Einschränkungen konfrontiert, die nicht auf Fakten basieren. Die Akteure betonen die Bedeutung von Werbung für Konsumenteninformation, wirtschaftliche Stabilität und Medienfinanzierung. Sie rufen zur Einheit und zur Verteidigung der Werbefreiheit auf, während sie gleichzeitig für verantwortungsbewusste Werbepraxis plädieren. Werbung wird als essenzieller Bestandteil der Meinungsfreiheit und der demokratischen Informationskultur betrachtet. Veranstalterin des Abends war die IAA – International Advertising Association – Swiss Chapter

 

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